Verbale Eskalation Donald Trump nennt EU, Russland und China "Gegner"

Washington · Erneut irritiert der US-Präsident mit einer ungewöhnlichen Wortwahl auf dem diplomatischen Parkett: Neben Russland und China bezeichnet er die EU als Gegner.

Donald Trump nennt EU, Russland und China "Gegner"
Foto: AP/Evan Vucci

Donald Trump tätigte die Aussage, dass die EU, Russland und China „Gegner“ seien in einem Interview für die Sendung "Face the Nation" des US-Fernsehsenders CBS, das am Sonntag ausgestrahlt wurde. Trump sagte darin, seiner Ansicht nach hätten die USA "viele Gegner". Das von Trump benutzte englische Wort "foe" kann mit "Feind" oder "Gegner" übersetzt werden. "Ich denke, die Europäische Union ist ein Gegner", sagte er mit Verweis auf den Handelsstreit mit der EU. Trump begründete diese Aussage mit aus seiner Sicht unfairen Handelspraktiken der Europäer und griff erneut insbesondere Deutschland an. Die Bundesrepublik trage nicht ausreichend zur Verteidigung innerhalb der Nato bei. Zu gleicher Zeit kaufe Deutschland Russland Energie ab. Deutschland lasse Millionen in die Kassen derer fließen, vor denen die USA die Deutschen schütze. Dieselben Aussagen hatte Trump diese Woche beim Nato-Gipfel immer wieder wiederholt. Dem transatlantischen Verteidigungsbündnis gehören neben den USA fast alle EU-Staaten an.

Die US-Regierung unter Trump arbeitet seit langer Zeit massiv gegen Europa. Trump befürwortet inzwischen offen einen "harten" Brexit, Euroskeptiker wie Großbritanniens Ex-Außenminister Boris Johnson, der britische Rechtspopulist Nigel Farage und Ungarns rechtskonservativer Regierungschef Viktor Orban zählen zu Trumps engen politischen Verbündeten.

Russland und China nur in „gewisser Hinsicht“ Gegner

"Russland ist in gewisser Hinsicht ein Gegner", sagte Trump, der am Montag in Helsinki erstmals den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem bilateralen Gipfel trifft.

China sei ein "wirtschaftlicher Gegner, aber das heißt nicht, dass sie schlecht sind". Das Land sei ein Konkurrent, sagte Trump in dem Interview, das am Samstag aufgezeichnet worden war.

SPD fordert „golbales Bündnis der Vernunft“ gegen Trump

Derweil hat der SPD-Fraktionsvize Achim Post scharf kritisiert, dass Trump die EU als Gegner oder Feind bezeichnet hat. "Es sollte endlich in Berlin und Brüssel der Groschen fallen", sagte Post am Sonntag. "Von diesem US-Präsidenten darf man sich nicht unter Druck setzen lassen. Im Gegenteil, man muss ihm in Europa geschlossen und entschlossen entgegentreten - und endlich anfangen, globale Bündnisse der Vernunft zu schmieden." Diese Bündnisse müssten gegen eine "unilaterale Aggressionspolitik und für eine multilaterale Politik gemeinsam ausgehandelter Regeln" geschlossen werden, sagte der SPD-Politiker.

EU-Ratspräsident Donald Tusk hat Trump umgehend und kategorisch widersprochen, nachdem dieser die Europäische Union als Feind bezeichnet hatte. "Amerika und die EU sind beste Freunde", schrieb Tusk am Sonntag auf Twitter. "Wer auch immer sagt, wir seien Feinde, verbreitet Fake News."

(felt/AFP/dpa/REU)
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