Nach Massaker mit 31 Toten Kritik an Trump vor Besuch in Dayton und El Paso

El Paso/Dayton · Der US-Präsident will Angehörige der Bluttaten vom Wochenende treffen. Doch vor allem in El Paso, wo das Motiv offenbar Hass auf Einwanderer war, ist Donald Trump nicht bei allen willkommen.

 In El Paso trauern Passanten über die Opfer der Gewalt vom Wochenende. Nicht alle heißen Trumps Besuch willkommen.

In El Paso trauern Passanten über die Opfer der Gewalt vom Wochenende. Nicht alle heißen Trumps Besuch willkommen.

Foto: AFP/MARK RALSTON

Eigentlich sollte der Besuch eines Präsidenten nach einer Tragödie unstrittig und willkommen sein. Doch auch das ist bei Staatschef Donald Trump anders. Viele Politiker in den Städten El Paso und Dayton - darunter Republikaner und Demokraten - würden lieber auf seinen Besuch verzichten. Vor allem in El Paso, wo ein rassistisch motivierter Täter 22 Menschen tötete, sehen viele die aggressive Rhetorik des Präsidenten gegen Migranten als Teil des Problems, nicht der Lösung.

Trump sei in ihrer Heimatstadt El Paso nicht willkommen, sagte die demokratische Abgeordnete Veronica Escobar. Seine Kritiker werfen Trump vor, mit seiner Rhetorik Hass und Gewalt zu schüren. „Er sollte nicht hierher kommen, während wir noch trauern“, sagte Escobar, die trotz Einladung nicht an seinem Besuch teilnehmen will. Trump müsse sich entschuldigen und seine „rassistischen und hasserfüllten“ Äußerungen zurücknehmen, schrieb sie im Kurznachrichtendienst Twitter.

Auch der texanische Präsidentschaftsbewerber Beto O'Rourke sah Trump in der Verantwortung. Der Präsident habe „geholfen, den Hass zu schaffen, der die Tragödie vom Samstag möglich machte“, erklärte er. Trump solle nicht nach El Paso kommen, „er hat hier keinen Platz“, schrieb O'Rourke auf Twitter. Trumps Beraterin Kellyanne Conway, hatte mitgeteilt, Trump wolle die beiden Städte besuchen und dort „zum Heilungsprozess in den Gemeinden“ beitragen.

Die Bürgermeisterin von Dayton, wohin Trump am Mittwoch ebenfalls reisen will, erklärte unterdessen, sie werde den Präsidenten treffen und ihm sagen, "wie wenig hilfreich er ist". Seine Aussagen über Waffen "waren nicht hilfreich", sagte Bürgermeisterin Nan Whaley.

Der Schütze in El Paso in Texas hatte das Feuer in einem Walmart eröffnet und 22 Menschen getötet, unter ihnen auch einen Deutschen. Der 21-Jährige könnte wegen Mordes, aber auch wegen Hassverbrechen angeklagt werden. Die Polizei geht davon aus, dass er vor der Tat ein rassistisches Pamphlets online gestellt hat. Die meisten der Opfer in der Grenzstadt hatten Wurzeln in lateinamerikanischen Staaten, mehrere waren mexikanische Staatsbürger.

Wenige Stunden später tötete ein 24-Jähriger in Dayton neun Menschen, darunter seine Schwester, bevor er selbst von der Polizei erschossen wurde. Sein Motiv war unklar. Der Polizeichef von Dayton sagte aber, der Mann habe vor der Tat den Wunsch geäußert, ein solches Schusswaffenmassaker zu begehen. Aufgefallen war der 24-Jährige den Behörden zuvor jedoch nicht. Deshalb hätten seine Waffenkäufe auch bessere Hintergrundchecks vermutlich nicht gestoppt, wie sie jetzt vor allem viele Demokraten fordern.

Diesen Forderungen schloss sich aber auch der republikanische Gouverneur von Ohio, Mike DeWine, an. Die von den Republikanern kontrollierte Generalversammlung von Ohio solle Gesetze billigen, die Überprüfungen für fast alle Waffenkäufe vorsehen, sagte er. Außerdem sollte es Gerichten erlaubt werden, jenen den Besitz einer Waffe zu verwehren, die als Bedrohung anderer angesehen werden.

In El Paso wurde unterdessen ein Trauerzentrum eingerichtet. Innerhalb weniger Stunden versammelten sich die Familien vieler Opfer dort. Ihnen stehen Seelsorger zur Verfügung, sie können Reiseassistenz und finanzielle Unterstützung bekommen. „Wir müssen sicherstellen, dass die Leute Zugang zu psychischer Gesundheitsversorgung haben. Es wird viele Traumata in unserer Gemeinde geben, viele Kinder haben Dinge gesehen, die kein Mensch sehen sollte“, sagte die Abgeordnete Escobar über ihre Heimatstadt.

(juju/AFP/dpa)
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