Späte Glückwünsche Trump gratuliert Merkel nach vier Tagen zum Ergebnis der Bundestagswahl

Berlin · Vier Tage nach der Bundestagswahl hat US-Präsident Trump Kanzlerin Merkel zu ihrem Wahlsieg gratuliert. Bei dem Telefonat soll Trump die engen Beziehungen zwischen den USA und Deutschland unterstrichen haben.

 US-Präsident Donald Trump spricht am 27. September auf dem Rasen vor dem Weißen Haus zu Reportern.

US-Präsident Donald Trump spricht am 27. September auf dem Rasen vor dem Weißen Haus zu Reportern.

Foto: afp, bs

Es war ein Anruf, mit dem viele vielleicht schon nicht mehr gerechnet hätten: Überraschend lange ließ sich der amerikanische Präsident Zeit, um Kanzlerin Angela Merkel zum Wahlsieg zu gratulieren und ihr alles Gute für die Bildung ihrer vierten Regierung zu wünschen. Dabei soll er auch Gemeinsamkeiten betont haben. "Präsident Trump hat die engen Beziehungen unserer beider Länder und unsere gemeinsamen Anstrengungen für Frieden und Wohlstand unterstrichen sowie das Bekenntnis der Vereinigten Staaten zu unserem langjährigen, starken Bündnis mit der deutschen Regierung und dem deutschen Volk", hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses.

Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert ging in seiner Mitteilung im Online-Dienst Twitter nur kurz auf die Gratulation Trumps an Merkel ein. Im Mittelpunkt des Gesprächs hätten die Krise um Nordkorea und die Zukunft des Nuklearabkommens mit dem Iran gestanden, erklärte er.

Gemessen an den Gepflogenheiten unter befreundeten Staaten hatte die Gratulation Trumps an Merkel ungewöhnlich lange auf sich warten lassen. Anfang der Woche antwortete das Weiße Haus auf die Frage, warum der US-Präsident der Regierungschefin von Europas führender Wirtschaftsnation noch nicht zum Wahlsieg gratuliert habe, Grund seien "logistische" Dinge.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA sind seit Trumps Amtsantritt schwierig geworden. Trump hat Deutschland immer wieder hart attackiert, insbesondere wegen des Handelsüberschusses, der Flüchtlingspolitik und den seiner Ansicht nach zu niedrigen Verteidigungsausgaben.

Merkel hatte sich nach Trumps Wahlsieg reserviert gezeigt und an Werte wie Toleranz gegenüber Minderheiten erinnert. Wiederholt hat die Bundesregierung besorgt auf die Politik des US-Präsidenten reagiert, unter anderem nach dem Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Vergangene Woche kritisierte Merkel Trumps Drohung an Nordkorea. Sie sprach von einem "klaren Dissens mit dem amerikanischen Präsidenten".

In ihrem Telefonat mit Trump sagte Merkel zum Thema Nordkorea, es müssten "alle Mittel zur friedlichen Beilegung des Konflikts genutzt werden". Merkel und Trump seien sich einig gewesen, "dass der diplomatische und wirtschaftliche Druck auf Nordkorea intensiviert werden müsse", erklärte Seibert.

Zuletzt hatten sich die Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang immer weiter hochgeschaukelt. Trump hatte Nordkorea in seiner ersten Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen mit der "vollständigen Vernichtung" gedroht, Nordkorea wertete dies als Kriegserklärung.

In seiner UN-Rede hatte Trump zudem seine Ablehnung des Atomabkommens mit dem Iran bekräftigt. Merkel nannte das Abkommen am Donnerstag "ein wichtiges Instrument", um eine nukleare Bewaffnung des Iran zu verhindern. Laut Seibert war sich die Kanzlerin mit Trump einig, dass die "negative Rolle" des Iran etwa in Syrien und im Libanon sowie die Nichtanerkennung des Existenzrechts des Staates Israel "inakzeptabel" seien. Auch das iranische Raketenprogramm stimme nicht mit der Entscheidung des UN-Sicherheitsrates überein.

(sbl)
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