Sorge über Geisteszustand des Präsidenten US-Generalstabschef schränkte offenbar Trumps Zugriff auf Atomwaffen ein

Washington · US-Generalstabschef Mark Milley soll laut Medienberichten aus Sorge vor einem Krieg mit China im Januar im Geheimen Maßnahmen gegen den damaligen US-Präsidenten Donald Trump ergriffen haben. Unter anderem ordnete er demnach an, ihn zunächst zu informieren, falls Trump einen Atomschlag anordnen sollte.

 Ex-US-Präsident Donald Trump.

Ex-US-Präsident Donald Trump.

Foto: AP/Rebecca Blackwell

Wie die „Washington Post“ und der Sender CNN am Dienstag unter Berufung auf ein noch nicht veröffentlichtes Buch berichteten, kontaktierte Milley seinen chinesischen Kollegen und wies zuständige Kommandeure an, einen nuklearen Angriffsbefehl nicht ohne Rücksprache mit ihm auszuführen.

Der renommierte Investigativjournalist Bob Woodward und sein Co-Autor Robert Costa schreiben laut den Berichten in ihrem Buch „Peril“ (Gefahr), Milley habe zweimal den chinesischen General Li Zuocheng angerufen. In einem ersten Gespräch am 30. Oktober, wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl, sagte er Li demnach: „General Li, Ich will Ihnen versichern, dass die US-Regierung stabil ist und alles in Ordnung sein wird. (...) Wir werden Sie nicht angreifen oder irgendwelche kriegerischen Operationen gegen Sie unternehmen.“

Zwei Monate später, nachdem Trump-Anhänger Anfang Januar das US-Kapitol gestürmt hatten, rief Milley den Berichten zufolge erneut bei Li an. „Wir sind einhundert Prozent stabil. Alles ist gut“, soll er seinem chinesischen Kollegen gesagt haben. Um Peking zu überzeugen, habe Milley sogar die Verschiebung einer US-Militärübung veranlasst.

Darüber hinaus ordnete der Generalstabschef laut dem Buch seine zuständigen Kommandeure an, ihn zunächst zu informieren, wenn Trump von seiner Befugnis Gebrauch machen wolle, einen Atomschlag anzuordnen. Milley soll sich aus Sorge um mögliche irrationale Handlungen Trumps auch mit den Spitzen der Geheimdienste CIA und NSA abgestimmt haben.

Den Autoren des Buches lag laut den Berichten auch eine Abschrift eines Telefonats zwischen Milley und der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, vor. „Sie wissen, dass er verrückt ist“, soll die Abgeordnete der US-Demokraten Milley zwei Tage nach dem Sturm aufs Kapitol gesagt haben. „Wenn sie ihn nicht einmal von einem Angriff auf das Kapitol abhalten konnten, wer weiß, was er sonst noch alles tun könnte?“

Der Mitschrift zufolge antwortete Milley, er stimme ihr „in allen Punkten zu“. Das Pentagon lehnte eine Stellungnahme ab. Das Buch soll am 21. September in den Handel kommen.

Trump veröffentlichte am Dienstag eine Erklärung, in der er Milley beschimpfte und für den chaotischen US-Abzug aus Afghanistan verantwortlich machte. „Ich gehe davon aus, dass er wegen Hochverrats angeklagt wird, weil er hinter dem Rücken des Präsidenten mit seinem chinesischen Kollegen verhandelt hat“, forderte der Ex-Präsident.

(ala/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort