Kommentar Dilemma in Kundus

Düsseldorf (RP). Die Bundeswehr steht in Kundus nicht nur gegenüber den Taliban mit dem Rücken zur Wand: Die amerikanischen Verbündeten übernehmen im Verantwortungsbereich der Deutschen gerade ungefragt das Kommando.

Tausende US-Fallschirmjäger rücken zurzeit im Norden Afghanistans ein, um die Islamisten zu verjagen. Denn schleichend sind große Teile der Region außer Kontrolle geraten - eine Blamage für Deutschland.

US-Kommandeur Stanley McChrystal lässt keine Gelegenheit aus, die Verbündeten spüren zu lassen, dass sie aus seiner Sicht versagt haben. So bemängelte der General gestern, die deutschen Truppen seien für harten Kampf nicht ausgebildet.

Dabei weiß McCrystal genau, dass der angeblich mangelnde Kampfeswillen auf die Direktiven der deutschen Politik zurückgeht, nicht auf das Unvermögen der Soldaten. Inzwischen seien die deutschen Offiziere im Isaf-Hauptquartier in Kabul weitgehend kaltgestellt, heißt es.

Ob Verteidigungsminister zu Guttenberg in Kundus darauf angesprochen worden ist, dass die Bundeswehr in Afghanistan gleich doppelt im Abseits steht? McChrystal kommt Anfang nächster Woche nach Berlin - zum "Austausch", wie es verharmlosend heißt. Es gibt genug Konfliktstoff.

(RP)
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