Schwere Hypothek für Glaubwürdigkeit Die mediale Kehrseite des Kurz-Skandals

Analyse | Berlin · Populisten wollen nicht nur an die Macht, sie versuchen auch immer, die Berichte über sich selbst in den Griff zu bekommen. So war es bei Trump, so ist es bei Orban. Und in Österreich werden die Dimensionen der Verstrickungen im System Kurz erst allmählich sichtbar. Mit Verlierern auf beiden Seiten.

 Sebastian Kurz bei der Ankündigung seines Rücktritts als Bundeskanzler am Samstag in Wien.

Sebastian Kurz bei der Ankündigung seines Rücktritts als Bundeskanzler am Samstag in Wien.

Foto: dpa/Georg Hochmuth

Zwischen Dresden und Wien liegen knapp 500 Kilometer, zwei Staatsgrenzen und durchaus kulturelle Unterschiede. Doch die Mediensysteme in Sachsen und Österreich sind vergleichbar aufgebaut. Und so ist es nicht nur ein zeitliches Zusammentreffen, dass in der österreichischen Hauptstadt ein Kanzler zurücktreten muss, weil er mit neun Vertrauten in einem Sumpf von Korruption und Medien-Beeinflussung gefingert haben soll, und gleichzeitig eine Studie alte Vorurteile bestätigt: Im Auftrag der Dresdner Landeszentrale für Politische Bildung ergab eine Umfrage, dass in Sachsen jeder Sechste die Medien in Staatshand wähnt und jeder Vierte glaubt, Minister würden die Berichte über sich selbst freigeben. Der Kurz-Skandal wirkt wie eine Bestätigung. Dieser Skandal ramponiert deshalb nicht nur die österreichische Politik, er ist auch eine schwere Hypothek für die Glaubwürdigkeit der Medien.