US-Politiker rechtfertigen Warnungen "Die Gespräche der Terroristen erinnern an 9/11"

Düsseldorf · Die einen sprechen von der "schwersten Bedrohungslage seit Jahren", die anderen wittern ein Ablenkungsmanöver von der quälenden NSA-Spähaffäre - Fakt ist: Die USA halten viele ihrer Botschaften im Nahen Osten geschlossen. Aus Furcht vor Al-Kaida-Terror. US-Politiker glauben: Mögliche Attacken könnten 9/11-Ausmaße annehmen.

Die gute Nachricht: Am Sonntag ist nichts passiert. Die weniger gute: Aus Furcht vor einem Terroranschlag bleiben 19 US-Botschaften und Konsulate auch in dieser Woche geschlossen. Das teilte das Außenministerium in Washington am Sonntag Ortszeit mit.

Während einige Politiker bereits Ablenkungsmanöver der US-Regierung von der seit Wochen andauernden Spähaffäre um den Geheimdienst NSA wittern, rechtfertigen US-Politiker — Demokraten wie Republikaner — das Vorgehen Washingtons.

"Groß und strategisch bedeutend"

Nach Angaben des Senders ABC News sollen Terroristen in einem abgehörten Gespräch gesagt haben, dass die geplante Attacke "groß" und "strategisch bedeutend" sein werde. Der Republikaner Saxby Chambliss, der stellvertretender Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des Senats ist, sprach von der schwersten Terrorbedrohung seit Jahren. Mit Blick auf die abgefangene Kommunikation zog er nach Angaben der "Washington Post" in einer NBC-Sendung Parallelen zu Erkenntnissen vor den Attacken vom 11. September 2001.

"Es hat wahnsinnig viel Gerede gegeben", sagte Chambliss in der NBC-Sendung "Meet the Press". "Mit Gerede sind die Gespräche zwischen den Terroristen gemeint, über ihre aktuellen Planungen. Das erinnert alles sehr stark an das, was vor dem 11. September geschah." Chambliss erklärte weiter, damals, vor zwölf Jahren, hätten die USA nicht die nötigen Vorkehrungen getroffen. Dieser Fehler solle nun nicht begangen werden.

"Angriff auf den Westen"

Zwar seien weder Ort noch Ziel der möglichen Attacken spezifiziert, "die Absicht aber ist klar", zitierte die "Washington Post" US-Generalstabschef Martin Dempsey aus einem Interview mit der ABC-Sendung "This Week". "Die Absicht ist es, nicht nur die USA, sondern den Westen insgesamt anzugreifen."

Der demokratische Abgeordnete Dutch Ruppersberger ergänzte, abgefangene Terrordrohungen seien von "hochrangigen Personen der Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel" ausgegangen und hätten mit einem "großen Anschlag" zu tun gehabt. Details nannte auch er nicht, verwies aber auf einen von Interpol in Paris herausgegebenen weltweiten Sicherheitsalarm, der auf Gefängnisausbrüche mit mutmaßlicher Al-Kaida-Beteiligung in Irak, Libyen und Pakistan basierte.

Deutsche Botschaft im Jemen geschlossen

Am Sonntag hatten die USA 22 US-Vertretungen in islamischen Ländern von Mauretanien in Nordwestafrika bis ins südasiatische Bangladesch dichtgemacht. Auch Deutschland, Großbritannien und Frankreich schlossen ihre Botschaften im Jemen vorübergehend. Die deutsche Vertretung in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa wird nach Angaben eines Außenamt-Sprechers vom Freitag auch an diesem Montag nicht öffnen.

US-Nachrichtendienste hatten nach Angaben von Washingtoner Regierungsbeamten geheime Kommunikationen zwischen führenden Mitgliedern des Terrornetzwerkes Al-Kaida abgefangen. Darin sei es um Terroranschläge auf amerikanische Einrichtungen gegangen. Mehrere der Beamten beschrieben die Terrorbedrohung nach Medienberichten als "ernst".

FDP unterstützt Warnungen

Nach Angaben des US-Außenministeriums werden mehrere US-Vertretungen, die am Sonntag dichtmachen mussten, am heutigen Montag wieder öffnen. Dazu zählen die Einrichtungen im Irak und in Afghanistan. Auf der anderen Seite wurden Vertretungen in den ostafrikanischen Länder Ruanda und Burundi sowie die Inselstaaten Madagaskar und Mauritius der Schließungsliste zugefügt.

In Deutschland stößt das Vorgehen vieler westlicher Vertretungen bei der FDP auf Verständnis. Der außenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Liberalen, Rainer Stinner, hält die vorsorglichen Schließungen westlicher Botschaften in der arabischen Welt für gerechtfertigt.

Auch wenn die Informationen der US-Geheimdienste zu möglichen Anschlägen offenbar nur vage seien, sei es normal, dass Deutschland ebenso wie Großbritannien und Frankreich auf die Warnungen der USA reagiert habe, sagte Stinner am Montag im Südwestrundfunk. Das Terrornetzwerk Al-Kaida sei im Jemen, wo auch die deutsche Botschaft seit Sonntag geschlossen ist, in den vergangenen Jahren stärker geworden, weshalb Vorsicht angebracht sei.

(nbe)
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