Thatcher stirbt im Alter von 87 Jahren Die "Eiserne Lady" veränderte Großbritannien

London · Sie war charismatisch, humorvoll und soll sich liebevoll um ihre Nächsten gekümmert haben - doch für die Nachwelt wird Margaret Thatcher vor allem die "Eiserne Lady" bleiben, die eine harte politische Linie fuhr. Am Montag starb Thatcher im Alter von 87 Jahren.

Geboren am 13. Oktober 1925 wächst Margaret Hilda Roberts im zentralenglischen Grantham als Tochter eines Händlers auf, der seine wenige freie Zeit in der Methodistenkirche und dem Gemeinderat verbrachte. Abgesehen vom obligatorischen Kirchgang unternimmt die Familie nur selten gemeinsame Ausflüge, Arbeitseifer wird im Hause Roberts groß geschrieben - und von "Maggie" ihr Leben lang de facto als zweite Religion betrieben. Hinzu kommt ein unglaublicher Ehrgeiz und ein nicht gerade geringes Selbstbewusstsein. So erklärt "Maggie" im Alter von neun Jahren bei der Entgegennahme ihrer ersten Auszeichnung in der Schule: "Das war kein Glück, ich habe es verdient."

Nach dem Chemiestudium in Oxford arbeitet Roberts ab 1947 zunächst als Forscherin in einem Labor. 1951 heiratet sie den Unternehmer Denis Thatcher, zwei Jahre später werden die Zwillinge Carol und Mark geboren. Nur wenig später stürzt sie sich in die Politik und macht sich schnell einen Namen als Arbeitstier: Zeit ihrer Karriere schläft sie nach Angaben von Mitarbeitern im Schnitt nur vier Stunden pro Nacht. Bereits 1959 wird sie als Abgeordnete ins britische Parlament gewählt, wo sie innerhalb ihrer Konservativen Partei schnell die Karriereleiter emporklettert.

Thatcher glaubte zunächst nicht an sich

Allerdings glaubt Thatcher selbst nicht an den Sprung ganz nach oben. Noch 1974 sagt sie, sie werde es wohl nicht erleben, dass eine Frau Partei- oder gar Regierungschefin wird. Nur ein Jahr später übernimmt Thatcher die Führung der Konservativen von Edward Heath, im Mai 1979 wird sie die erste Premierministerin des Landes.

Als Thatcher 1990 unter Tränen ihren Amtssitz in Downing Street 10 verlässt, hat sie das Land komplett umgekrempelt: Die Gewerkschaften sind gebrochen, wichtige staatliche Unternehmen wie Eisenbahn und Telekom privatisiert, die Steuern deutlich gesenkt und die Ausgaben des Staates auch. Doch was die Wirtschaft des Königreiches jubeln lässt, sehen viele auch kritisch. So blieben durch den "Thatcherismus" mit seiner Verherrlichung der Selbstverantwortung des Einzelnen und der Propagierung der freien Marktwirtschaft viele auf der Strecke; die Zahl der Arbeitslosen stieg auf über drei Millionen.

"Ich will mein Geld zurück"

Doch das Elend der Einzelnen rührt die "Eiserne Lady" nicht an. Thatcher bleibt ihrer harten Linie treu. Dies gilt auch international: Legendär ist unter anderem ihr Ausspruch "I want my money back!" - "Ich will mein Geld zurück", mit dem sie 1984 eine großzügige Rabatt-Regelung für ihr Land beim EU-Budget durchsetzte.

Ähnlich legendär ist ihre Handtasche, die sie auch nach dem Ende ihrer politischen Karriere bei allen öffentlichen Auftritten mitnimmt. Zwischen der Vorbereitung wichtiger Reden und dem Schreiben der Memoiren kommt sie im Londoner Nobelviertel Belgravia kaum dazu, eines ihrer erklärten Vorhaben umzusetzen: mehr Zeit mit ihrem Mann zu verbringen.

Denis Thatcher hatte all die Jahre im Schatten seiner Frau gestanden und wegen seiner Steifheit oft hämische Kommentare über sich ergehen lassen müssen. Aber so unbeholfen er auch wirkte, ihr Ehemann war eine nicht zu unterschätzende Stütze für Thatcher. Sein Tod im Juni 2003 versetzte ihr einen herben Schlag, die Witwe zog sich immer mehr zurück. Zudem litt Thatcher zuletzt unter fortgeschrittener Demenz. Am Montag starb sie an den Folgen eines weiteren Schlaganfalls.

(AFP/jre/sap/csi/das)
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