"Mursis Sturz nicht legitimiert" Die Afrikanische Union schließt Ägypten aus

Kairo/Addis Abeba · Die Afrikanische Union (AU) hat Ägypten wegen der Absetzung des demokratisch gewählten Präsidenten Mohammed Mursi ausgeschlossen. Der Machtwechsel in Kairo "entspreche nicht der Verfassung Ägyptens", lautete die Begründung des AU-Sicherheitsrates am Freitag in Addis Abeba.

Staatssekretär Admore Kambudzi verurteilte "die illegale Übernahme der Macht". Die AU-Kommissionsvorsitzende Nkosazana Dlamini-Zuma betonte, dass der Ausschluss Ägyptens aufgehoben werde, wenn es in Kairo wieder eine gewählte Regierung gebe. Ein afrikanischer Diplomat, der nicht namentlich nicht genannt werden wollte, sagte, im Unterschied zum Sturz von Langzeitmachthaber Husni Mubarak 2011 sei diesmal eine demokratisch legitimierte Regierung und ein vom Volk gewählter Präsident entmachtet worden.

Ägyptens Vertreter bei der AU, Mohammed Edrees, hatte schon vor der Entscheidung des Gremiums betont, dass sein Land immerhin AU-Gründungsmitglied sei. Ägypten habe wesentlich zu der Befreiung und Dekolonialisierung des Kontinents beigetragen.

In der Regel setzt die AU die Mitgliedschaft von Ländern aus, in denen das Militär eine Regierung gestürzt hat. Die Armeeführung hatte Mursi nach tagelangen, teils blutigen Massenprotesten am Mittwoch abgesetzt und in Gewahrsam genommen. Am Donnerstag wurde in Kairo Übergangspräsident Adli Mansur vereidigt, der das Land zu Neuwahlen führen soll.

Friedliche Proteste

Derweil sind zehntausende Ägypter am Freitag nach dem Mittagsgebet in Kairo und anderen Städten auf die Straße gegangen, um gegen die Absetzung von Präsident Mohammed Mursi durch das Militär zu protestieren. Mit dem "Freitag der Ablehnung" wollten die Islamisten zum Ausdruck bringen, dass sie den "Militärputsch" nicht hinnehmen.
Die Kundgebungen verliefen zunächst friedlich. Das Militär hatte angekündigt, dass es durchgreifen werden, sollten die Demonstrationen aus dem Ruder laufen.

Die größte Kundgebung fand vor der Rabia-al-Adawija-Moschee in der Kairoer Vorstadt Nasr City statt. Tausende Menschen strömten auch in Alexandria, Luxor und Damanhur im Nildelta zusammen.

Kein Notstand verhängt

Unterdessen hat die ägyptische Armee am Freitag Berichten über die Verhängung des Notstandes über die Provinzen Suez und Süd-Sinai widersprochen. Allerdings seien die Soldaten auf der Halbinsel Sinai in Alarmbereitschaft, nachdem Islamisten die Sicherheitskräfte in der Nacht angegriffen hätten, sagte ein Sprecher. Die amtliche Zeitung "Al-Ahram" hatte berichtet, wegen des Beschusses des Flughafens von El-Arisch sei über beide Provinzen der Notstand verhängt worden. Ziele der Angreifer waren nach Angaben aus Sicherheitskreisen Kontrollposten von Polizei und Militär. Ein Angehöriger der Sicherheitskräfte sei getötet, zwei Kollegen verletzt worden.

(dpa/REU)
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