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Verschärfte Sicherheitslage im Land Deutschlands Rolle bei einem US-Angriff auf Syrien

Berlin · Ein US-Angriff auf Syrien hätte unmittelbare Auswirkungen auf Deutschland. Eine direkte Beteiligung der Bundeswehr gilt bisher zwar als unwahrscheinlich, wäre aber wie bei den Luftangriffen 1999 im Kosovo immerhin denkbar. Die Folgen für Deutschland im Überblick.

Wie die Länder der Welt zu einem Militärschlag in Syrien stehen
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Foto: ap, Mohammad Hannon

Sollten es die USA nicht bei einem auf wenige Tage beschränkten Bombardement syrischer Ziele mit Marschflugkörpern belassen, sondern einen umfassenderen Angriff starten, könnten die Türkei und die dort stationierten deutschen Truppen in den Konflikt hineingezogen werden.

Wie in früheren Kriegen kämen dann vielleicht auch Aufklärungsflugzeuge der Nato mit deutschen Soldaten an Bord zum Einsatz.

In Deutschland selbst dürften die Konsequenzen wie bereits im Irak-Krieg 2003 ebenfalls zu spüren sein. Damals schützten deutsche Soldaten US-Einrichtungen im Land.

Die US-Armee betreibt mit dem Fliegerhorst Ramstein in der Pfalz ein wichtiges militärisches Drehkreuz, über das ein Großteil der Logistik beim Einmarsch in den Irak oder in Afghanistan abgewickelt wurde, sowie ein großes Lazarett im benachbarten Landstuhl. Zudem dürfte die Furcht vor Anschlägen die Sicherheitslage in Deutschland verschärfen.

Es folgt eine Liste der Auswirkungen, die ein US-Angriff jenseits der Diplomatie auf Deutschland haben könnte:

DEUTSCHE KAMPFJETS KÖNNTEN ANGRIFFE FLIEGEN Auch vor dem Libyen-Krieg war über ein militärisches Engagement Deutschlands spekuliert worden. Damals richteten sich die Begehrlichkeiten vor allem auf die deutschen ECR-Tornado-Kampfjets, die darauf spezialisiert sind, die Radarstellungen der feindlichen Luftabwehr auszuschalten.

Weltweit gibt es nur wenige Flugzeuge mit dieser Fähigkeit. Zum Einsatz kamen die deutschen Spezial-Tornados 1999 im Kosovo-Krieg gegen die serbische Luftverteidigung. Der Einsatz unter dem Dach der Nato könnte ein Vorbild für eine internationale Mission in Syrien sein, da es auch damals wegen des russischen Widerstands kein UN-Mandat gab.

HILFE DER BUNDESWEHR BEI DER AUFKLÄRUNG Deutschland könnte einen Angriff westlicher Staaten in Syrien unterstützen, indem es bei der Aufklärung hilft. So könnten AWACS-Aufklärungsflugzeuge der Nato zum Einsatz kommen, deren Besatzung zu einem Drittel aus deutschen Soldaten besteht. Die Maschinen sind im deutschen Geilenkirchen stationiert. Sie dienen als fliegende Radarstationen und erfassen alle Luftfahrzeuge in einem Umkreis von mehr als 400 Kilometern.

Außerdem betreibt die Bundeswehr Flottendienstboote mit ausgefeilter Abhörtechnik, die den Funk- und Handyverkehr weit bis in das Festland abhören können. Die Boote dürften ihre Antennen ohnehin auf die Syrer gerichtet haben: Sie waren zuletzt im "östlichen Mittelmeer" im Einsatz, wie es bei der Bundeswehr heißt.

DEUTSCHE PATRIOT-BATTERIEN IN DER TÜRKEI Die Patriot-Einheiten könnten in den Konflikt verwickelt werden, falls der Krieg auf die Türkei übergreift. Dies könnte geschehen, sollte die US-Armee von ihrem türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik Angriffe auf Syrien fliegen.

Aufgabe der deutschen Soldaten in der Türkei ist es, mit ihren Patriot-Raketen Beschuss aus Syrien abzufangen. Die Patriot-Batterien lassen sich relativ schnell verlegen und könnten grundsätzlich auch eingesetzt werden, um eine Flugverbotszone über Syrien durchzusetzen. Dies hat die Bundesregierung jedoch ausgeschlossen.

Der US-Senator John McCain hatte einen solchen Einsatz dagegen bereits Anfang des Jahres vorgeschlagen. Deutschland, die USA und die Niederlande habe Patriot-Raketen in der Türkei stationiert.

DIE GROSSEN US-MILITÄRSTÜTZPUNKTE IN RHEINLAND-PFALZ Sollte es zu einem größeren militärischen Engagement der USA in Syrien kommen, dürften die US-Stützpunkte in Deutschland wie schon in den Kriegen in Afghanistan und im Irak eine wichtige Rolle spielen.

In Ramstein liegt der größte Luftwaffenstützpunkt der US-Armee außerhalb der USA. Die Basis ist ein entscheidendes Drehkreuz für den Transport von Menschen und Material zwischen den USA und den Einsatzgebieten der Armee.

Gleich nebenan betreibt das US-Militär in Landstuhl das größte Lazarett außerhalb der USA. Es versorgt schwer kranke oder verwundete US-Soldaten aus ganz Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Während des Irak-Kriegs 1991 wurden hier 4000 amerikanische Verwundete behandelt und fit für den Weiterflug in die Heimat gemacht.

Der US-Stützpunkt Spangdahlem in der Eifel spielte eine wichtige Rolle während des Kosovo-Krieges. Damals verlegte das US-Militär Tarnkappenbomber in die Eifel, die von dort aus zu ihren Einsätzen starteten.

Vor Beginn des Irak-Krieges 2003 entbrannte in Deutschland eine Diskussion darüber, ob die Bundesregierung dem US-Militär die Überflugrechte und die logistische Unterstützung versagen sollte.

Dies geschah nicht, obwohl der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder eine Beteiligung an dem Krieg vehement ablehnte. Im Gegenteil: Als Geste des guten Willens wurden deutsche Soldaten abgestellt, um die US-Liegenschaften zu schützen.

(REU)
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