Mehr als 200 Tote vor Lampedusa Deutschland soll mehr Flüchtlinge aufnehmen

Berlin · Nach dem Flüchtlingsdrama vor der italienischen Insel Lampedusa mit bislang knapp 200 Toten werden Forderungen nach einem Umbau der europäischen Flüchtlingspolitik lauter.

 EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD).

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD).

Foto: dpa, Patrick Seeger

"Es ist eine Schande, dass die EU Italien mit dem Flüchtlingsstrom aus Afrika so lange allein gelassen hat", sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz der Zeitung "Bild".

Die Flüchtlinge müssten in Zukunft gerechter auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt werden. "Das heißt auch, dass Deutschland zusätzliche Menschen aufnehmen muss", sagte Schulz weiter.

Rettungskräfte hatten der Nachrichtenagentur Ansa zufolge am Sonntag 83 weitere Leichen geborgen. Damit stieg die Zahl der Opfer auf 194, die Behörden rechnen mit weiteren Toten. Gegen die 155 Überlebenden soll wegen illegaler Einwanderung ermittelt werden.

Ihnen drohen Geldstrafen von bis zu 5000 Euro. Das Schiff war am Donnerstag vor Lampedusa in Flammen aufgegangen und gekentert. Das Wrack liegt in etwa 40 Meter Tiefe.

EU-Parlamentspräsident Schulz forderte weiter, die EU-Staaten müssten auf ihrem Gipfel im Oktober in Brüssel über eine gerechtere Verteilung der Lasten des anhaltenden Flüchtlingsstroms beraten.

Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) sagte der Zeitung, die Tragödie zeige, "dass wir eine gemeinsame europäische Migrations- und Flüchtlingspolitik brauchen".

Am Wochenende hatten neue Flüchtlingsboote mit Hunderten Menschen an Bord die italienischen Küsten erreicht. Die Regierung in Rom verlangte erneut mehr Unterstützung aus Europa und erwägt Gesetzesänderungen.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sprach sich für schärfere Maßnahmen gegen Schlepper aus. "Fest steht, dass wir noch stärker die Netzwerke organisierter und ausbeuterischer Schleusungskriminalität bekämpfen müssen", sagte Friedrich der "Welt am Sonntag".

"Die Schleuser-Verbrecher sind es, die die Menschen mit falschen Versprechungen in Lebensgefahr bringen und oftmals in den Tod führen."

(dpa)
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