Vertrauter der Hamburger 9/11-Terrorzelle Deutscher Islamist Sammar offenbar in Syrien festgesetzt

Beirut · Er stammt aus dem Umkreis der Hamburger Terrorzelle um Mohammed Atta: Mohammed Haidar Sammar. Nun soll der deutsch-syrische Islamist im Norden Syriens festgesetzt worden sein.

Bilder von den Terroranschlägen am 11. September 2001
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9/11 - Bilder von den Anschlägen am 11. September 2001

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Er werde von kurdischen Sicherheitsdiensten in deren Hauptquartier in Rakka verhört, sagte ein Militärsprecher am Donnerstag. Ein hochrangiger Vertreter der Kurdenmiliz YPG berichtete, Sammar sei vor einigen Tagen nach längerer Observation im Norden Syriens festgenommen worden.

Sammar soll der Hamburger Zelle um Mohammed Atta, einem der Attentäter vom 11. September 2001, eng verbunden gewesen sein. Zuletzt soll er sich der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben.

Sammar war als Kind nach Deutschland gekommen. Der vor Jahrzehnten eingebürgerte Kfz-Schlosser lebte im Stadtteil Alsterdorf. 2002 geriet er ins Visier der Fahnder, weil er Atta und dessen Komplizen in Hamburg für das Terrornetzwerk Al Qaida rekrutiert haben soll.

Er hatte sich Ende 2001 - kurz nach den Flugzeuganschlägen in den USA - nach Marokko abgesetzt. Dem US-Geheimdienst wird vorgeworfen, Sammar 2002 in Casablanca entführt und nach Syrien verschleppt zu haben. Dort saß er in einer als Foltergefängnis geltenden Haftanstalt ein, wo er auch von Angehörigen deutscher Sicherheitsbehörden vernommen wurde.

Wegen Zugehörigkeit zur Muslimbruderschaft, die in Syrien verboten ist, wurde er zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, 2013 kam er nach Angaben syrischer Quellen einem Gefangenenaustausch frei.

Ob Zammar aktiv als Mitglied einer extremistischen Gruppe in Syrien gekämpft hat, sagte der Kurdenkommandeur am Mittwoch nicht. Das Auswärtige Amt in Berlin und das Pentagon in Washington konnten am Mittwoch zunächst keine Angaben zur Festsetzung Sammars machen. Dies werde geprüft, hieß es.

Sammar war 2008 Thema in Untersuchungsausschuss

Das Schicksal des Deutsch-Syrers war auch Thema eines Untersuchungsausschusses des Bundestags, weil der Verdacht bestand, dass die deutschen Stellen zu wenig taten, um einen Staatsbürger vor Willkür und Folter zu schützen. Der damalige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte 2008 vor dem Ausschuss vehement den Verdacht zurückgewiesen, die Bundesregierung habe die Verschleppung Zammars durch den US-Geheimdienst CIA in Kauf genommen.

Nach den Anschlägen des 11. September 2001 hatte auch die Bundesanwaltschaft ein Verfahren gegen Sammar wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung eingeleitet.

(das/dpa/AFP)
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