Rückzug aus Öffentlichkeit Desmond Tutu will mehr Zeit für Familie

Johannesburg (RPO). Desmond Tutu, Friedensnobelpreisträger und ehemaliger Erzbischof von Kapstadt, will sich mit 78 Jahren aus der Öffentlichkeit zurückziehen und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. "Ich habe getan, was ich kann und brauche Zeit für Dinge, die ich unbedingt machen will. Ich möchte etwas mehr Ruhe", sagte Tutu am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in einer Kirche in Kapstadt.

 Desmond Tutu.

Desmond Tutu.

Foto: AFP, AFP

Künftig habe seine Ehefrau Leah Vorrang, mit der er seit 1955 verheiratet ist. Von nun an wolle er ihr jeden Morgen "eine Tasse heiße Schokolade ans Bett bringen, wie jeder treue Ehemann es tun sollte".

"Statt in Ruhe älter zu werden, zu Hause, mit meiner Familie, habe ich zu viel Zeit auf Flughäfen und in Hotels verbracht", sagte Tutu. Bereits zugesagte Verpflichtungen werde er noch erfüllen, neue Interviewanfragen oder Patenschaften für irgendwelche Projekte werde er nicht mehr annehmen.

Bis Ende Februar werde er sein Arbeitspensum auf einen Tag pro Woche begrenzen, "und dann mache ich mein Büro zu", versicherte Tutu, der neben Nelson Mandela zu den bekanntesten Wortführern im Kampf gegen das rassistische Apartheid-System Südafrikas zählt und auch heute noch als moralische Instanz in seinem Heimatland gilt. 1984 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Von 1986 bis 1996 erster schwarzer Erzbischof von Kapstadt, übernahm er anschließend den Vorsitz der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die 30 Monate lang mit Anhörungen von Opfern und Tätern die Verbrechen während des Apartheid-Systems aufarbeitete. Auch danach setzte er sich nicht zur Ruhe, sondern vermittelte in zahlreichen Konfliktregionen wie im Nahen Osten.

Angesichts von Ungerechtigkeiten in der Welt erhob er immer wieder die Stimme. Außerdem ist er Mitglied der Gruppe der sogenannten "Elders" ("Ältesten"), einem Gremium, dem neben Mandela auch der ehemalige US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter angehört.

(AFP)
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