Wirbel um manipulierte Nordkorea-Fotos Der "Riese von Pjöngjang" gibt Rätsel auf

Seoul · Während Nordkorea nach dem Machtwechsel an der Spitze des Staates einen politischen Kurswechsel ausschließt, sorgen offensichtlich manipulierte Bilder der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA für Aufsehen. Ein Bild des Trauerzuges für den verstorbenen Diktator Kim Jong Il wurde offensichtlich nachträglich bearbeitet. Ein weiteres Bild zeigt einen erstaunlich großen Menschen in der Reihe der Trauernden.

Wirbel um manipulierte Nordkorea-Fotos: Der "Riese von Pjöngjang" gibt Rätsel auf
Foto: afp, LS/JFS, kat

Schon am Freitag war eine Manipulation aufgefallen, in der die japanische Agentur Kyodo den exakt gleichen Bildausschnitt sendete, wie die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Darauf war zu sehen, dass ein Kamerateam retouchiert und die Farbe des Fotos verändert wurde: Der Schnee in Pjöngjang sollte weißer wirken.

In dem nun entdeckten Bild mit dem "Riesen" (links neben dem rechten Fahnenmast), drängt sich erneut der Verdacht der Manipulation auf. Zu gravierend scheint der Größenunterschied zwischen dem "großgewachsenen" Soldaten und seinen Kameraden zu sein.

Im Internet wird bereits spekuliert und gescherzt. Wurden hier drei Nordkoreaner übereinander gestapelt? Andere Medien spekulierten unterdes schon, dass es sich um Ri Myung Hun, den nordkoreanischen Basketballspieler und mit 2,35 Meter einst größten Menschen der Welt handelt.

Oder steht dort nur eine Puppe? Oder ist den Behörden bei der Bildbearbeitung einfach ein Fehler passiert? Belastbare Informationen gibt es derzeit nicht.

Kein Kurswechsel in Nordkorea

Politisch will das Land indes Kurs halten. Wie die Nationale Verteidigungskommission am Freitag mitteilte, soll es auch künftig keine Gespräche mit der Regierung in Südkorea geben. Zudem kündigte Nordkorea Vergeltung für die "Sünden" des Südens während der Beisetzung des langjährigen Machthabers Kim Jong Il an.

"Wir erklären feierlich und voller Stolz den dummen politischen Verantwortlichen in der Welt, darunter der Marionettenregierung in Südkorea, dass sie von uns nicht die geringste Änderung erwarten dürfen", hieß es in der KCNA-Mitteilung.

Es werde keinerlei Beziehungen zu dem "Verräter Lee Myung Bak und seiner Gruppe" geben, erklärte die Nationale Verteidigungskommission mit Bezug auf den südkoreanischen Präsidenten. Die Kommission, die bis zu seinem Tod von Kim Jong Il geführt wurde, gilt als mächtigstes Gremium des Staates.

Nach dem Tod des langjährigen Machthabers Kim Jong Il am 17. Dezember und der Machtübernahme durch seinen jüngsten Sohn Kim Jong Un bestand die Hoffnung auf einen gewissen Wandel in der Haltung Nordkoreas.

In der Mitteilung von Freitag kündigte Nordkorea aber zudem ohne weitere Erklärungen Vergeltung für die "unverzeihlichen Sünden" der südkoreanischen Regierung während der Beisetzung des verstorbenen Machthabers an. Kim Jong Il war am Mittwoch feierlich in Pjöngjang beigesetzt worden.

Kim Jong Un ist "Oberster Führer"

Der Norden wirft Seoul insbesondere vor, Beileidsbesuche verboten zu haben. Mit Ausnahme von zwei Delegationen unter der Leitung der Witwe des früheren südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung und des Präsidenten der Hyundai-Gruppe durfte niemand vor der Beisetzung in den Norden reisen.

Die Regierung in Pjöngjang ist zudem verärgert, dass Seoul erlaubt hat, dass am Tag der Beerdigung Aktivisten mit Ballons Flugblätter über dem Norden abwarfen, in denen zum Sturz der Regierung aufgerufen wurde.

Kim Jong Un, der am Donnerstag bei einer riesigen Kundgebung in Pjöngjang zum neuen "obersten Führer der Partei, der Armee und des Volkes" ausgerufen worden war, mangelt es an politischer Erfahrung. Es wird daher erwartet, dass der junge Mann zumindest zunächst der Politik seines Vaters folgen wird.

Zudem gilt als wahrscheinlich, dass er in den ersten Jahren unter der Aufsicht seines Onkels Jang Song Thaek regieren wird, der Beobachtern schon länger als Graue Eminenz des Staates gilt.

(AFP)
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