Wirbel um Schweizer Politiker Oskar Freysinger Der "Rattenfänger" mit der Reichskriegsflagge

Düsseldorf · Oskar Freysinger ist ein Politiker in der Schweiz - und offenbar hat er eine Vorliebe für Fahnen aus der Vergangenheit. Das Schweizer Fernsehen zeigte einen Beitrag über Freysinger. Und der seine Reichskriegsflagge, die im Keller an der Decke hängt.

Der Schweizer Politiker Oskar Freysinger steht wegen seiner Reichskriegsflagge in der Kritik.

Der Schweizer Politiker Oskar Freysinger steht wegen seiner Reichskriegsflagge in der Kritik.

Foto: Screenshot SRF

Die Schweizer sind in Aufruhr — und wenn die Volksseele des sonst eher besonnenen Alpenlandes kocht, muss es wirklich etwas Besonderes zu diskutieren geben. Grund für den Wirbel ist ein fast 22-minütiger-TV-Beitrag des Schweizer Senders SRF am Sonntag mit dem Titel "Oskar, der Rattenfänger".

Im Mittelpunkt der Dokumentation der "Reporter" stand Oskar Freysinger. Der Politiker der Schweizerischen Volkspartei (SVP) hat eine Sensation geschafft und nach 150 Jahren im Kanton Wallis die Dominanz der Christlich-Demokratischen Partei durchbrochen. Er wurde zum Staatsrat gewählt. So weit, so gut.

Doch nach Ansicht des Beitrags stand nicht mehr nur der politische Erfolg Freysingers im Fokus — die Schweiz und viele Menschen über die Staatsgrenzen des Landes hinaus, diskutieren über eine kurze Sequenz, die ein Stück Stoff zeigt, das von der Decke im Keller hängt: Es ist eine Reichskriegsflagge, mit Eisernem Kreuz und Reichsadler.

Für Freysinger nur ein Symbol des wilhelminischen Deutschlands. Er fand sie schön und habe sie aus "ästhetischen Gründen" in Lübeck gekauft.

"Das ist ein dekoratives Element, das ich nicht mit einer Ideologie in Verbindung bringe", sagte Freysinger dem Tages-Anzeiger. Viele in Schweiz aber zweifeln an dieser fadenscheinigen Aussage. "Die Reichskriegsflagge wird in Kreisen gezeigt, die damit ihrer rechtsextremen Gesinnung Ausdruck geben wollen", zitiert der "Tages-Anzeiger" Sven Lüken vom Deutschen Historischen Museum in Berlin.

Schweizer Politiker fordern Freysinger auf, die Fahne abzuhängen. Elisabeth Schneider-Schneiter, Nationalrätin der CVP, sagte bei 20min.ch: "Freysinger ist historisch sehr bewandert. Dass er die Flagge aus ästhetischen Gründen gekauft hat, glaubt er ja selber nicht. Diese Flagge ist Ausdruck seiner Gesinnung." Und die sei, so ihre Meinung, eher im rechten, politischen Spektrum anzusiedeln.

Im Gegensatz zur Flagge mit Hakenkreuz ist die Reichskriegsflagge nicht verboten. Daher ist sie insbesondere in der Naziszene ein identitätsstiftendes Element. Freysinger entgegnete, er sei Demokrat.

Und außerdem ginge es niemanden an, was bei ihm zu Hause an der Wand hängt. Ausländern feindselig eingestellt? Alles quatsch, ließ Freysinger in der SRF-Doku wissen und zählte flugs auf, um den Vorwurf zu entkräften: Er ist ein großer Bewunderer des Zen-Buddismus. Er ist in der Gruppe für Tibet. Er ist in einer Gruppe für Taiwan.

"Ich habe Freunde, die Farbige sind. Mein bester Freund ist ein Serbe. Mein zweitbester ist ein Rumäne. Ich bin Mitglied im serbischen Autorenverband."

Nur als das Thema Religion zur Sprache kam, verhedderte sich Freysinger ein wenig: "Beim Islam muss man, wenn man ein harmonisches Leben in der Schweiz gewähleisten will, gewisse Abstriche in der Grauzone" machen.

(nbe)
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