Interview Juan Guaidó „Das Regime Maduro hat sein wahres Gesicht gezeigt“

Cúcuta · Der selbst ernannte Interimspräsident Venezuelas über die Methoden von Staatschef Nicolás Maduro, Donald Trump und die Rolle Deutschlands.

 Der selbst ernannte Interimspräsident von Venezuela, Juan Guaidó zeigt sich in der Grenzstadt Cúcuta in Kolumbien siegessicher in einem Lastwagen, der Hilfsgüter nach Venezuela transportieren soll.

Der selbst ernannte Interimspräsident von Venezuela, Juan Guaidó zeigt sich in der Grenzstadt Cúcuta in Kolumbien siegessicher in einem Lastwagen, der Hilfsgüter nach Venezuela transportieren soll.

Foto: dpa/Leo Alvarez

Der gewählte Parlamentspräsident und selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó ist die Hoffnung der Opposition in Venezuela. Die honduranische Journalistin Carmen Aguilera, die in Deutschland lebt und für das Fachmagazin European Union Foreign Affairs Journal (EUFAJ) in Süddeutschland arbeitet, konnte dem venezolanischen Politiker einige Fragen stellen.

Herr Präsident, nach Quellen der Opposition hat Nicolas Maduro Täter aus den Gefängnissen geholt, um gegen die Bevölkerung vorzugehen. Zugleich ist er angeblich auch für die zahlreichen Toten und Verletzten durch venezolanische Sicherheitskräfte verantwortlich. Haben Sie dafür Belege?

Guaidó Ja sicher. Es gibt doch Videos, die von Funktionären Maduros wie etwa der Strafvollzugsministerin Iris Valera gepostet wurden. Über die Zahl derer, die von Maduros repressiven Truppen an der Grenze zu Brasilien in Santa Elena de Uairén getötet wurden, gibt es unterschiedliche Angaben. Ich ziehe es vor, nur abgesicherte Zahlen zu verwenden. Klar ist, dass das indigene Volk der Pemón-Indianer besonders von der Repression getroffen wurde.

War es eine gute Idee, sich mit Trump zu verbünden?

Guaidó Ich glaube, die Unterstützung unseres Kampfes durch die Mehrheit der demokratischen Staaten in der Welt ist sehr wertvoll. Dazu zählen 50 Regierungen, vor allem aus den Demokratien Europas. Dazu zählen auch unsere Nachbarn in Amerika. Es handelt sich also nicht um einen Konflikt zwischen Imperialismus und Anti-Imperialismus. Es ist vielmehr der Kampf eines Volkes, des venezolanischen, gegen einen korrupten und blutrünstigen Tyrannen.

Haben Sie nicht auch zur Eskalation am Wochenende beigetragen, weil Sie und Ihre Anhänger den Transport der Hilfsgüter organisiert haben? Wären nicht Organisationen wie das Rote Kreuz besser gewesen?

Guaidó Es ist unser Ziel, alle Organisationen mit Erfahrung und Ansehen, die einen humanitären Beitrag leisten möchten, in die Bemühungen um die venezolanische Zivilgesellschaft einzubeziehen,

Empfinden Sie es nicht als Niederlage, dass die Nationalgardisten die Hilfslieferungen nicht durchgelassen haben?

Guaidó Ja, das ist eine Niederlage – aber für das Regime von Maduro, das erneut sein wahres Gesicht der gesamten Welt gezeigt hat. Es gab den Einsatz von paramilitärischen Kräften und Gefängnisinsassen. Richtig, wir haben unser primäres Ziel nicht erreicht, aber in jedem Kampf gibt es Rückschläge. Wir werden deswegen nicht aufgeben.

Was erwarten Sie konkret von der deutschen Seite?

Guaidó Ich hoffe, das ganz Europa sein politisches, diplomatisches und ökonomisches Gewicht in die Waagschale wirf, um ein Ende der Usurpation in Venezuela zu erreichen.

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