Syriens Präsident hat jetzt einen Instagram-Kanal Der falsche Schein des Assad-Regimes

Damaskus · Seit zweieinhalb Jahren bekämpfen sich in Syrien Armee und Rebellen. 100.000 Menschen sind nach Schätzungen der UN ums Leben gekommen. Doch auf offiziellen Bildern des Präsidenten ist davon nicht zu sehen. Auf dem neuen Instagram-Kanal zeigen die Assads eine scheinbar heile Welt.

Das zeigt der Instagram-Kanal des syrischen Präsidenten
9 Bilder

Das zeigt der Instagram-Kanal des syrischen Präsidenten

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Er gibt sich noch immer siegessicher, der Präsident Syriens, Baschar al-Assad. In einer Botschaft zum Tag der Armee prophezeite er das baldige Ende des Bürgerkrieges — so wie er es immer wieder getan hatte, seit sich Armee und Rebellen einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft im Lande liefern. Es ist die Rede vom Einsatz von Chemiewaffen. Die Rebellen müssen immer wieder zuvor erkämpfte Gebiete aufgeben. Und ein Ende der blutigen Kämpfe scheint nicht in Sicht.

Das alles allerdings ist auf den offiziellen Bildern, die das Präsidentenamt nur allzu gern verbreitet nicht zu sehen — auch im Internet nicht. Denn das Regime nutzt auch die sozialen Medien, um die Assads als eine sich kümmernde Präsidentenfamilie darzustellen. Nun tut sie das auch mit einem offiziellen Instagram-Kanal.

Besuche am Krankenbett

Mehr als 70 Bilder wurden dort bereits hochgeladen, rund 29.000 Anhänger hat die Seite. Zu sehen sind Bilder von einem Land, dem es gut zu gehen scheint, wo Universitätsabschlüsse gemacht werden und Kinder spielen können. Und mittendrin immer wieder die Präsidentenfamilie, die mit anpackt, wenn Hilfe gebraucht wird. Insbesondere die Präsidentengattin Asma al-Assad wird immer wieder gekonnt in Szene gesetzt.

Da drückt sie eine ältere Dame fest an sich, wischt einem Jungen die Tränen aus den Augen oder schenkt einem kleinen Mädchen eine Puppe. Sie zeigt sich in einer Sporthalle, packt mit an in einem Jugendcamp und hilft einer alten Frau beim Essen. In den Kommentaren zu den Bildern bekommt sie dabei vor allem Lob. "Keine First Lady würde das tun, was Asma macht", heißt es da etwa. Negative Kommentare sind auf der Seite eher selten zu finden, aber keiner weiß, ob diese nicht einfach gelöscht werden.

Auch der Präsident selbst wird gezeigt, wie er Kranke an ihrem Bett besucht, wie er offizielle Gespräche führt oder etwas Neues einweiht. Vom Bürgerkrieg im Land ist nur etwas zu erahnen, wenn man die Krankenhausbilder sieht. Von zerstörten Straßen, Toten oder kämpfenden Soldaten ist auf dem Kanal nichts zu sehen.

USA: Widerwärtiger PR-Versuch

Entsprechend gibt es auch massive Kritik etwa aus den USA an dem Instagram-Kanal. Er sei ein "widerwärtiger Versuch, die blutige Wahrheit im Bürgerkrieg zu vertuschen, sagte eine Sprecherin des US-Außenministeriums. "Damit versucht das Assad-Regime, die von ihm verursachte Brutalität und das Leid zu beschönigen." "Schreckliche Gräueltaten" wie in Rebellenhochburgen wie Homs würden einfach ausgeblendet.

Doch beeindrucken lassen wird sich das Assad-Regime davon nicht. Denn seit Beginn des Bürgerkrieges gab sich der Präsident siegesgewiss. Und auch seine Frau, die in Großbritannien geboren wurde, steht fest hinter Assad. Sie spielt ihre Rolle einer sich rührend kümmernden First Lady, um damit die Emotionen ihrer Landsleute einzufangen. Und das jetzt auch via Instagram.

mit Agenturmaterial

(das)
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