Flächenbrand in der Sahara Der deutsche Mali-Einsatz startet am Abend

Bamako/Algier · Der Nordwesten Afrikas wird zu einem internationalen Schlachtfeld. In Mali liefern sich die Streitkräfte unterstützt von französischen Truppen heftige Gefechte mit den islamistischen Rebellen im Zentrum des Landes. Deutschland startet noch am Abend die logistische Unterstützung mit zwei TransAll-Maschinen..

 Moktar Belmoktar ist für die Entführung westlicher Geiseln in Algerien verantwortlich.

Moktar Belmoktar ist für die Entführung westlicher Geiseln in Algerien verantwortlich.

Foto: afp, -

Auch die afrikanischen Nachbarstaaten wollen zugunsten der bedrängten Regierung in Bamako in den Konflikt eingreifen und die Europäische Union hat die Entsendung von Militärausbildern zugesagt.

Der geplante Bundeswehreinsatz in Mali trifft in der deutschen Bevölkerung auf deutlich mehr Zustimmung als Ablehnung. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprachen sich 49 Prozent für die logistische Unterstützung des Kampfes gegen islamistische Rebellen und für Ausbildungshilfe aus, nur 34 Prozent sind dagegen. Allerdings befürchtet eine klare Mehrheit von 60 Prozent, dass Deutschland durch die Mission noch stärker ins Fadenkreuz islamistischer Terroristen gerät. 29 Prozent glauben das nicht.

Die zwei Transall-Transportmaschinen der Bundeswehr für den Einsatz im westafrikanischen Mali sollten noch am Donnerstagabend in die malische Hauptstadt Bamako abfliegen. Sie sollen Soldaten der Westafrikanischen Wirtschaftsunion Ecowas in das Einsatzgebiet bringen. An der Mission beteiligen sich 14 Bundeswehrsoldaten. Jedes Flugzeug kann rund 90 Soldaten transportieren und wird mit zwei Crews besetzt. Die 3300 Soldaten der Ecowas sollen unter anderem von den Nachbarländern Nigeria und Niger gestellt werden. Die EU beschloss am Donnerstag zudem, Spezialisten für die Ausbildung der malischen Armee zur Verfügung zu stellen.

Blutbad in Algerien

Unterdessen mündete ein Geiseldrama auf einem Erdgasfeld in Algerien offenbar in ein Blutbad. 35 Geiseln sowie 15 Entführer seien bei einem Hubschrauberangriff der algerischen Streitkräfte getötet worden, berichtete die mauretanische Nachrichtenagentur NIA am Donnerstag unter Berufung auf einen Sprecher der Extremisten.Sieben Geiseln hätten den Befreiungsversuch überlebt.

In Mali eroberten die Streitkräfte nach eigenen Angaben die Stadt Konna im Zentrum des Landes. Die Kämpfer der Extremistengruppe Ansar Dine seien am Donnerstag aus Konna vertrieben worden, sagte ein Vertreter der malischen Streitkräfte. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Die Regierung in Bamako hatte allerdings bereits am Wochenende erklärt, Konna befinde sich wieder unter der Kontrolle der Streitkräfte.

Die französischen Truppen setzten unterdessen ihre Luftangriffe auf Stellungen der Aufständischen in der Stadt Diabaly fort. Laut geflohenen Bewohnern konnten die Islamisten ihre Stützpunkte allerdings vorerst halten. Die Kämpfer würden Privathäuser besetzen und Zivilisten an der Flucht hindern.

Immer mehr afrikanische Staaten entsenden Soldaten

Unterdessen griffen immer mehr Staaten der Region in den Konflikt in Mali ein. Truppen aus Nigeria sollten noch am Donnerstag in Mali eintreffen, wie ein Sprecher der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) erklärte. Zudem würden Soldaten aus dem Niger an der Grenze zu Mali Stellung beziehen. Burkina Faso und Togo wollten am Wochenende oder Anfang kommender Woche ebenfalls ihre Soldaten entsenden.

Frankreich verfügt derzeit über 1.400 Soldaten in Mali, nach und nach sollen nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums 2.500 Soldaten in die Region entsandt werden, darunter auch Fremdenlegionäre. Die Europäische Union will den malischen Regierungstruppen mit rund 200 Militärausbildern zur Hilfe eilen.
Die EU-Außenminister gaben am Donnerstag grünes Licht für die EU-Trainingsmission (EUTM). "Das Wichtigste ist, die Stabilisierung Malis in eigener Verantwortung voranzubringen", sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) auf der Dringlichkeitssitzung in Brüssel. Eine Beteiligung an Kampfeinsätzen werde es nicht geben, hieß es ein einer gemeinsamen Erklärung.

Westerwelle zeigte sich bestürzt über das blutige Geiseldrama in Algerien: "Terroristen sind keine Freiheitskämpfer, sondern brutale Kriminelle, die vor der Ermordung Unschuldiger keinen Halt machen." Zuvor hatten die islamistischen Entführer erklärt, bei einem Befreiungsversuch der algerischen Streitkräfte auf einem Gasfeld im Südosten des Landes seien 35 Geiseln sowie 15 Extremisten getötet worden. Sieben Geiseln hätten den Hubschrauberangriff überlebt.

Bei den Überlebenden soll es sich demnach um drei Belgier, zwei Amerikaner, einen Briten und einen Japaner handeln. Die algerische Nachrichtenagentur APS berichtete unter Berufung auf die Polizei, bei dem Einsatz seien vier ausländische Geiseln befreit worden.

Al Qaida-nahe "Maskierte Brigade" bekennt sich zu Entführung

Islamisten hatten am Mittwochabend nach eigenen Angaben 41 Ausländer auf dem Erdgasfeld in der Sahara in ihre Gewalt gebracht. Nach algerischen Regierungsangaben hatten 20 schwer bewaffnete Angreifer in drei gepanzerten Fahrzeugen zunächst einen Bus mit Mitarbeitern der Gasanlage attackiert, der auf dem Weg zum nahegelegenen Flughafen war. Mindestens zwei Menschen wurden getötet. Unter den Geiseln waren unter anderem Amerikaner, Norweger, Briten und Japaner.

Zu dem Angriff bekannte sich laut einem Bericht von NIA die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende "Maskierte Brigade" des einäugigen Extremistenführers Moktar Belmoktar. Zuvor hatte Algerien der französischen Luftwaffe für ihren Kampf gegen die Rebellen im benachbarten Mali Überflugrechte gewährt und sich damit den Zorn der Islamisten zugezogen.

"Die Vereinten Nationen haben grünes Licht für diese Intervention gegeben, und alle westlichen Länder werden den Preis dafür zahlen", sagte ein Vertrauter Belmoktars der Nachrichtenagentur AP. "Jetzt tragen wir unseren Konflikt in die Welt hinaus."

Ölfirmen bringen Angestellte in Sicherheit

Der spanische Mineralölkonzern Cepsa und der britische BP-Konzern bringen unterdessen angesichts des blutigen Geiseldramas in Algerien ihr Personal in Sicherheit. BP will Teile ihres Personals aus Algerien abziehen. Mitarbeiter, deren Anwesenheit für die Produktion nicht dringend notwendig ist, sollen außer Landes gebracht werden, teilte der Konzern am Donnerstag in London mit. Es handele sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme.

Cepsa evakuierte zwei Probebohrfelder. Es handele sich dabei um eine rein prophylaktische Maßnahme, betonte das Unternehmen am Donnerstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Efe. Die Mitarbeiter von zwei Installationen im Osten Algeriens, an denen Probebohrungen vorgenommen werden, seien abgezogen worden. Ansonsten herrsche in den Einrichtungen des Unternehmens in Algerien Normalität.

Spanien bezieht einen großen Teil seines Erdgases aus Algerien. Außenminister José Manuel García-Margallo betonte in Brüssel, der Konflikt in Mali werde die Erdgas-Versorgung nicht beeinträchtigen.

(dpa/APD/felt/sap/pst)
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