In Libyen drohen neue Unruhen Demonstranten stürmen Islamisten-Kaserne

Bengasi · Hunderte Demonstranten haben in Bengasi den Stützpunkt einer radikalislamischen Miliz gestürmt, die als treibende Kraft hinter der Erstürmung des US-Konsulats vor einer Woche gilt. Dabei waren der US-Botschafter in Libyen und drei weitere Amerikaner getötet worden. Die Demonstranten vertrieben die Kämpfer der Ansar al Scharia und steckten das Gebäude in Brand.

Gesetzlosigkeit in Libyen
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Danach griffen Demonstranten den Stützpunkt einer weiteren Miliz, Rafallah Sahati, an. Deren Kämpfer schossen in die Menge, mindestens 20 Demonstranten wurden verletzt. Unbestätigten Berichten zufolge wurden drei Demonstranten getötet. Bereits zuvor waren in der nordlibyschen Stadt rund 30.000 Menschen gegen Ansar al Scharia auf die Straße gegangen. "Nein, nein zu den Milizen", riefen sie.

Die schwer bewaffneten Milizen sind im nach-revolutionären Libyen zu einem der schwierigsten Probleme geworden. Viele Libyer werfen ihnen vor, die Zivilbevölkerung nach ihren radikalen Vorstellungen zu gängeln. "Ich will nicht, dass Männer in afghanisch aussehender Kleidung mich in der Straße anhalten und mir Befehle erteilen, ich will nur Leute in Uniform sehen", brachte der Student Omar Mohammed die Empörung derer auf den Punkt, die wie er das Gebäude von Ansar al Scharia stürmten. Etliche Demonstranten sagten, Polizei und Militär hätten sie unterstützt.

In Libyen operieren noch immer zahlreiche Milizen, die teils besser bewaffnet sind als offiziellen Sicherheitskräfte. Ansar al Scharia steht unter dem Verdacht, den Protest gegen ein antiislamisches Schmähvideo am 11. September für einen Angriff auf das US-Konsulat ausgenutzt zu haben. Dabei wurde US-Botschafter Chris Stevens getötet. Bei der Demonstration trauerten Demonstranten auch um Stevens und die anderen drei Amerikaner. Einige trugen Schilder mit der Aufschrift: "Der Botschafter war Libyens Freund" und "Libyen hat einen Freund verloren."

(APD)
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