Tausende gehen in Marokko auf die Straße Demonstranten rufen zu Wahl-Boykott auf

Casablanca · In Marokko haben am Sonntag tausende Demonstranten zum Boykott der Parlamentswahlen am Freitag aufgerufen. In Casablanca gingen bis zu 6000 Menschen auf die Straße, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

In der Hauptstadt Rabat zogen rund 2000 Demonstranten vor das Parlament. "Boykottiert die Wahlen", stand auf ihren Plakaten. Nach offiziellen Angaben beteiligten sich in Casablanca rund 2000 und in Rabat 1000 Menschen an den Demonstrationen der Protestbewegung des 20. Februar, die nach dem ersten Tag der Proteste in Marokko benannt ist.

Die vorgezogene Parlamentswahl, die regulär erst im Herbst 2012 hätte stattfinden sollen, ist die Folge einer Verfassungsreform, der die Marokkaner im Juli mit überwältigender Mehrheit in einem Referendum zugestimmt hatten. Die Reform sieht eine teilweise Machtverlagerung von König Mohammed VI. auf den Ministerpräsidenten und das Parlament sowie eine stärkere Unabhängigkeit der Justiz vor. Die Schlüsselrolle im Machtgefüge soll aber auch in Zukunft der König innehaben. Der seit 1999 regierende Mohammed VI. hatte die Reformen unter dem Eindruck der Massenproteste für mehr Demokratie zugesagt.

Erwartet werden jedoch eine niedrige Wahlbeteiligung und möglicherweise ein Sieg der gemäßigten Islamisten. Bei der letzten Parlamentswahl 2007 hatte die Wahlbeteiligung bei lediglich 37 Prozent gelegen - ein Ausdruck der weit verbreiteten Politikverdrossenheit in dem nordafrikanischen Königreich.

(AFP)
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