Ausschreitungen in Minneapolis Demonstranten legen Feuer in Polizeirevier

Minneapolis · Der Tod eines 46-jährigen Schwarzen nach einer brutalen Festnahme treibt die USA immer noch um. In Minneapolis und Umgebung schlagen die Proteste seit Tagen in Gewalt um. Die Nationalgarde ist aktiviert, griff aber zunächst nicht ein.

 In Minneapolis stehen mehrere Gebäude in Flammen.

In Minneapolis stehen mehrere Gebäude in Flammen.

Foto: AFP/KEREM YUCEL

Demonstranten haben am Donnerstagabend in Minneapolis ein Polizeirevier gestürmt und in Brand gesteckt. Ein Polizeisprecher teilte mit, dass das 3. Polizeirevier „im Interesse der Sicherheit unseres Personals“ kurz nach 22 Uhr Ortszeit evakuiert worden sei. Auf Livestream-Videos war zu sehen, wie Demonstranten das Gebäude betraten, Feueralarme losgingen und Sprinkleranlagen losgingen, als Feuer gelegt wurde.

Als eine Uniformjacke angezündet wurde, jubelten umstehende Personen. Die von Gouverneur Tim Walz auf Bitte des Bürgermeisters aktivierte Nationalgarde griff nicht ein. Sie twitterte, ihre Hauptaufgabe sei, die Feuerwehr zu unterstützen. Feuerwehrchef John Fruetel sagte dem Fernsehsender CNN, seine Leute hätten das Revier nicht erreichen können.

Ausschreitungen mit Plünderungen dauern in Minneapolis seit dem Tod eines Schwarzen bei einer Festnahme am Montag an. Ein Beamter hatte sich minutenlang auf den Hals des 46-jährigen George Floyd gekniet, eine Passantin filmte den brutalen Vorgang. In vielen US-Städten gab es darauf Proteste und Demonstrationen gegen rassistische Polizeigewalt, aber auch Ausschreitungen. In Louisville im US-Staat Kentucky verletzten Polizisten am Donnnerstag sieben Demonstranten, wie die Polizei mitteilte. Hier demonstrierten Menschen, weil Polizisten eine schwarze Frau, Breonna Taylor, in ihrer Wohnung erschossen hatten.

Demonstrationen gab es am Donnerstag auch in St. Paul, der „Zwillingsstadt“ von Minneapolis und Hauptstadt Minnesotas. Ganze Straßenzüge in Minneapolis glichen am Donnerstag bereits vor dem Sturm auf das 3. Polizeirevier einem Schlachtfeld.

Seit Dienstag war es in Minneapolis zu nächtlichen Ausschreitungen gekommen. Auslöser ist der Tod Floyds, den Polizisten am Montag nach einem Notruf wegen eines mutmaßlichen Zahlungsversuchs mit einem gefälschten Geldschein vor einem Supermarkt festgenommen hatten.

Die Polizei hatte zunächst mitgeteilt, dass Floyd sich der Festnahme widersetzt habe. Als ihm Handschellen angelegt worden seien, hätten die Beamten bemerkt, dass er in einer medizinischen Notlage zu sein schien. Nach dem öffentlichen Aufschrei über die Szenen von Floyds Festnahme wurden der Beamte und seine drei beteiligten Kollegen gefeuert. Die Polizei von Minneapolis leitete eine interne Untersuchung ein, und Bürgermeister Jacob Frey forderte ein Strafverfahren gegen den Polizisten. Inzwischen ermittelt auch das FBI wegen einer möglichen Verletzung der Bürgerrechte Floyds.

Gouverneur Walz drang als Konsequenz aus Floyds Tod auf tiefgreifende Veränderungen. Es gelte nun, die Stadt, das Justizsystem und die Beziehung zwischen Polizei und jenen, mit deren Schutz sie betraut sei, wieder aufzubauen.

Präsident Donald Trump sagte zu den Bildern von Floyds Festnahme, der Fall bedrücke ihn sehr. „Das ist ein sehr schockierender Anblick.“ Er fordere Gerechtigkeit für Floyd. Aktivisten warfen dem Präsidenten jedoch vor, es nicht ernst zu meinen. Schließlich habe Trump zum Thema Polizeigewalt gegen Schwarze oft geschwiegen und sei seit langem bekannt dafür, die Polizei in ähnlichen Fällen zu verteidigen.

(dpa/malu)
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