Legendäre Mikrofon-Pannen der Mächtigen Eine schnurrende Queen und US-Bomben auf Moskau

Berlin · Nachdem er ihr vergnügtes Schnurren über das gescheiterte schottische Verfassungsreferendum vor einem laufenden Mikrofon ausgeplaudert hat, will sich Briten-Premier David Cameron nun bei Queen Elizabeth II. entschuldigen. Vor Cameron sind schon viele andere Mächtige in eine Mikrofon-Falle getappt - zuweilen ging es dabei um noch brisantere Dinge.

Im Jahr 2000 flüsterte der damalige Gouverneur und spätere US-Präsident George W. Bush auf einer Wahlkampfveranstaltung seinem Mitstreiter Dick Cheney zu: "Da ist Adam Clymer, das Riesenarschloch von der 'New York Times'." Die Mikrofone waren an - und übertrugen die Rüpelei klar und deutlich. Sechs Jahre später ließ sich Bush am Rande des G-8-Gipfels in St. Petersburg dabei belauschen, wie er den Konflikt zwischen Israel und dem Libanon als "Scheiß" bezeichnete, der bald beendet werden müsse.

Auch sein Nachfolger Barack Obama hatte sein "Mikrofon-Gate". Am Rande eines Atomgipfels in Südkorea beugte er sich 2012 zum damaligen russischen Staatschef Dmitri Medwedew, es ging um den hochstrittigen Raketenabwehrschirm der Nato. "Nach meiner Wahl habe ich mehr Flexibilität", sagte Obama und deutete damit mit Blick auf seine zweite Amtszeit Bereitschaft an, Moskau entgegenzukommen. Medwedew solle Regierungschef Wladimir Putin die Botschaft überbringen, er müsse ihm bis zur Wahl "Raum" geben. Als der US-Sender CBS ein Video veröffentlichte, brachte das in Washington die Republikaner zum Toben, sie stellten Obama als unaufrichtig an den Pranger.

2009 bezeichnete Obama den US-Rapper Kanye West nach dessen flegelhaftem Auftritt bei der Verleihung der MTV Video Music Awards als "Vollidioten". Das Wort fiel in einem Vorgespräch zu einem Fernsehinterview. Der Sender ABC entschuldigte sich später, die vertrauliche Äußerung verbreitet zu haben.

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Foto: Twitter Screenshot

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte mitten in den Turbulenzen der Euro-Schuldenkrise seine Mikro-Panne. Als 2012 mal wieder ein neues Rettungspaket für Griechenland geschnürt wurde, wurde auch über eine Nachbesserung der Portugal-Hilfe beraten. "Wir wären dazu bereit", sagte Schäuble im vertraulichen Gespräch seinem portugiesischen Kollegen Vito Gaspar. Portugiesische Medien veröffentlichen einen Mitschnitt. Die Äußerungen sorgten kurz für Wirbel, doch kam Lissabon schließlich ohne mehr Unterstützung aus.

Der damalige Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker hatte sich ein Jahr zuvor selbstverschuldet in die YouTube-Falle manövriert. Auf einer Abendveranstaltung in Brüssel sagte er: "Wenn es ernst wird, muss man lügen." Als auch davon ein Video auftauchte, erlitt seine Vertrauenswürdigkeit einen schweren Kratzer. Doch waren die Gemüter nur vorübergehend erhitzt. Juncker wird in Kürze EU-Kommissionschef.

Folgenschwerer war eine Mikrofon-Panne von Cameron-Vorgänger Gordon Brown. Im April 2010, knapp eine Woche vor der Parlamentswahl, beschimpfte er eine Rentnerin und treue Labour-Wählerin nach einem Wahlkampftermin vor Mitarbeitern als "scheinheilig" und "verbohrt". Auch damals war es ein Sky-Mikrofon, das die vertraulichen Worte auffing. Die Veröffentlichung trug dazu bei, dass Brown die Wahl verlor und Cameron Premierminister wurde.

Für den legendärsten Zwischenfall sorgte aber der frühere US-Präsident Ronald Reagan. Bei einem Mikrofontest vor einer seiner regelmäßigen Radioansprachen ließ er sich 1984 zu einem bizarren Scherz hinreißen. Die USA hätten die Sowjets gerade für "vogelfrei" erklärt, sprach er laut und deutlich. "Wir beginnen in fünf Minuten mit der Bombardierung." Die Probe-Ansage wurde zum Glück nicht live gesendet, sickerte aber später an die Öffentlichkeit durch.

<u>In einer Infostrecke haben wir peinliche MIkrofon-Pannen zusammengestellt.</u>

(AFP)
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