Präsidentschaftswahl in der Türkei Das sind die Kandidaten

Istanbul · Der zwölfte Präsident der Türkei ist der erste, der direkt durch das Volk gewählt werden wird. Um zu gewinnen, muss ein Kandidat die absolute Mehrheit erringen. Falls das nicht gelingt, soll es am 24. August eine Stichwahl zwischen den beiden Führenden geben.

Recep Tayyip Erdogan: Das ist der türkische Staatspräsident
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Das ist Recep Tayyip Erdogan

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Die Präsidentschaft dauert fünf Jahre. Im folgenden ein Überblick über die Präsidentschaftsbewerber:

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan

Der 60-jährige Erdogan hat die türkische Politik im letzten Jahrzehnt dominiert. Er gilt als der große Favorit. Weithin wird erwartet, dass er bereits in der ersten Runde siegen wird. Kritiker werfen ihm vor, seine Position ausgenutzt zu haben, damit andere Kandidaten nirgendwo in Erscheinung treten konnten. Der Wahlkampf sei vor allem eines gewesen: eine One-Man-Show.

Erdogan wuchs in der Nähe Istanbuls in einem Problem-Viertel auf. Er gilt als talentierter Redner und führt die islamistische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung, AKP, an. In seinem Wahlkampf gab er sich als Mann des Volks, der den Wirtschaftsaufschwung organisierte. Seine Gegner verhöhnte er.

Erdogan sagte, er wolle das Amt des Präsidenten stärken. Er könnte nahezu die Vollmachten wie bisher als Regierungschef ausüben, indem er bisher latente präsidiale Befugnisse aktiviert, erklärte er. Als Beispiel nannte er das Recht, Kabinettssitzungen einzuberufen. Ihm wird gutgeschrieben, vernachlässigten Teilen des Landes Wohlstand und Entwicklung gebracht zu haben. Er hat das Gesundheitssystem ausgebaut und die Rechte für ethnische Minderheiten wie für die Kurden verbessert.

Erdogan wurde aber auch heftig für seinen Populismus und die Entzweiung der Gesellschaft kritisiert. Er zeigte zunehmend autokratische Züge und griff rigoros gegen Medien durch, verbot zeitweise die sozialen Netzwerke Twitter und YouTube. Es wird befürchtet, dass er das Land zunehmend islamisiert. Im letzten Jahr setzten Erdogan Korruptionsvorwürfe zu, die er als versuchten Staatsstreich abtat.

Ekmeleddin Ihsanoglu

 Ekmeleddin Ihsanoglu

Ekmeleddin Ihsanoglu

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Ihsanoglu gilt als gemäßigter Politiker. Der 70-Jährige ist ein Wissenschaftler, spricht Arabisch, Englisch und Französisch. Von 2004 bis 2014 war er als Generalsekretär in der Organisation für Islamische Zusammenarbeit tätig. Er wird von mehr als einem Dutzend Oppositionsparteien unterstützt, darunter zwei wichtige: die Republikanische Mitte-Links Partei und die rechte Nationalistische Partei.

Ihsanoglu fokussierte seinen Wahlkampf auf die Themen Einheit und Zusammenwachsen und versprach, ein Präsident für alle Türken sein zu wollen. Er wurde in Kairo geboren - das hatte Erdogan zum Anlass genommen, Ihsanoglus Bezug zur Türkei, sein "Türkischsein", infrage zu stellen. Als religiöser Mann, der auch Säkularist ist, könnte Ihsanoglu eine breite Basis an Wählern haben - auch von Ex-AKP-Wählern.

Ihsanoglu hatte geringere finanzielle Unterstützung als Erdogan und hatte auch in den Medien weniger Präsenz. Auf der politischen Bühne in der Türkei ist er relativ unbekannt.

Selahattin Demirtas

Selahattin Demirtas.

Selahattin Demirtas.

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Demirtas ist ein junger kurdischer Politiker, der die linksgerichtete Demokratische Partei führt. Er ist Anwalt und engagiert sich für Menschenrechtsgruppen in der kurdischen Region der Türkei. Er startete seine politische Karriere 2007. Seinen Wahlkampf fokussierte er darauf, sich für die Unterdrückten, Armen, Jungen und die Arbeiterklasse einzusetzen.

Präsidentschaftswahl in der Türkei: Das sind die Kandidaten
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Experten erwarten, dass Demirtas den dritten Rang belegen wird.
Trotzdem habe er großen Anteil daran, kurdische Themen ins Gespräch gebracht zu haben. Noch wenige Jahre zuvor wäre es undenkbar gewesen, dass jemand von dieser Minderheit am Rennen um die Präsidentschaft hätte teilnehmen können. Damals wurde die größte türkische Minderheit diskriminiert, ihre Sprache durfte in der Schule nicht erlernt werden. Die Kurden hatten jahrzehntelang einen Guerillakrieg gegen die türkischen Kräfte ausgefochten.

(ap)
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