Umsätze der Rüstungsindustrie gesunken Das lukrative Geschäft mit dem Krieg

Abu Dhabi · Panzer, Handfeuerwaffen, Eurofighter – auf der Rüstungsmesse Idex in Abu Dhabi präsentieren die Rüstungskonzerne die Produkte des wohl umstrittensten Wirtschaftszweiges der Welt. Sie hoffen auf gute Geschäfte, denn die sind rückläufig, wie eine aktuelle Studie ergab. Und so setzen die Unternehmen vermehrt auch auf einen neuen Wirtschaftszweig: Cyberwaffen.

Die Rüstungsmesse Idex
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Panzer, Handfeuerwaffen, Eurofighter — auf der Rüstungsmesse Idex in Abu Dhabi präsentieren die Rüstungskonzerne die Produkte des wohl umstrittensten Wirtschaftszweiges der Welt. Sie hoffen auf gute Geschäfte, denn die sind rückläufig, wie eine aktuelle Studie ergab. Und so setzen die Unternehmen vermehrt auch auf einen neuen Wirtschaftszweig: Cyberwaffen.

Seit Sonntag ist eine der größten Rüstungsmessen der Welt geöffnet: die Idex in Abu Dhabi. Fast 60 Länder präsentieren sich dort, laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ist Deutschland mit 69 vertretenen Herstellern eine der größten Ausstellernationen. Dabei ist das Terrain heikel. Denn in Abu Dhabi sollen kaufkräftige Kunden aus dem mittleren Osten und Nordafrika angelockt werden. Doch diese Region war es auch, in der es zuletzt blutige Machtkämpfe zwischen Revolutionären und staatlichen Militärs gegeben hat. Und in Syrien tobt noch immer ein Bürgerkrieg.

Nicht zuletzt deshalb war auch die Bundesregierung für ihre immer neuen Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien kritisiert worden, das Land, das auch Truppen nach Bahrain geschickt hat, um dort die Aufstände unter Kontrolle zu halten. Für das schwedische Friedensforschungsinstitut Sipri steht fest: Trotz politischer Bedenken wolle Berlin deutlich mehr Waffen verkaufen. Rüstungsexperte Pieter Wezeman sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Es scheint seit etwa zwei Jahren einen klaren Willen zur Lieferung größerer Rüstungsmengen aus Deutschland zu geben."

Anteil der amerikanischen Unternehmen bei 60 Prozent

Im internationalen Waffengeschäft spielt Deutschland eine große Rolle, doch die größten Rüstungsexporteure kommen laut einer aktuellen Studie des Sipri-Institutes aus Amerika. 60 Prozent des Marktes machen die Unternehmen dort aus, die europäischen haben einen Anteil von 29 Prozent. Der größte Rüstungskonzern der Welt bleibt demnach Lockheed Martin mit einem Umsatz von 36,3 Milliarden Dollar, gefolgt von Boeing mit 31,8 Milliarden Dollar. Größter deutscher Rüstungskonzern sei Rheinmetall auf Platz 26 mit einem rüstungsbedingten Umsatz von drei Milliarden Dollar.

Doch auch wenn gerade in Deutschland die Kritik wegen geplanter Waffengeschäfte groß ist, so haben auch die Rüstungskonzerne in Zeiten der Finanzkrise mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen. Laut Sipri hat der Zwang zu staatlichen Sparprogrammen auch die Umsätze in der weltweiten Rüstungsindustrie sinken lassen. Weltweit ging der Umsatz 2011 um fünf Prozent zurück. Ein weiterer Grund ist aber auch der Rückzug zahlreicher Länder aus Gebieten wie Afghanistan und dem Irak.

Entsprechend wundert es kaum, dass sich die Konzerne auf der Messe in Abu Dhabi von ihrer stärksten Seite zeigen — ohne darüber nachzudenken, dass ihr Geschäft vielerorts vor allem eines bringt: den Tod. So hat auch das Sipri-Institut trotz des Umsatzrückganges festgestellt, dass die Rüstungsindustrie nach wie vor gut im Geschäft ist. Denn im Vergleich zu 2002 habe es immer noch eine Steigerung um 51 Prozent gegeben.

Zunahme von Hackerangriffen weltweit

Doch abseits all der Panzer und Kriegsschiffe, die auch mit jeder Menge Militärshows in Abu Dhabi präsentiert werden, hat die Rüstungsindustrie schon einen neuen Geschäftsbereich für sich entdeckt: die Cyberwaffen. Denn angesichts der Zunahme von Hackerangriffen in jüngster Zeit, die mitunter auch als politisch angesehen werden konnten, hat schon mancher Experte vor der Möglichkeit eines Cyberkrieges gewarnt. Auf diesem Feld, so glauben viele, wird in Zukunft um Macht und Besitztümer gerungen. Und oftmals kann der Angreifer unerkannt seiner Tätigkeit nachgehen.

Entsprechend investieren etwa die USA oder auch die EU in Cyber-Abwehrstrategien, nehmen dafür mehr Geld in Hand. Und das versuchen die Rüstungskonzerne zu ihrem Vorteil zu nutzen, wie Sipri mitteilt. Allerdings sei es schwierig, auf diesem Gebiet konkrete Zahlen zu beschaffen, weil es häufig keine Trennung zwischen zivilen und militärischen Aufträgen gebe.

Denmoch stellt das Friedensforschungsinstitut einen klaren Trend der Rüstungskonzerne hin zu diesem Bereich fest. Die Unternehmen konzentrierten sich dabei vor allem auf Datenschutz, den Schutz von Netzwerken sowie auf Schulung und Beratung, heißt es in dem Bericht. Doch auch wenn viele auf diesem Gebiet die Zukunft des Krieges sehen, so zeigt die Rüstungsmesse in Abu Dhabi auch, dass die herkömmlichen Waffengeschäfte noch lange keine Ende finden werden — unabhängig davon, welche Folgen der Einsatz der verkauften Waffen hat.

(das)
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