Parteiunabhängige Internet-Protestbewegung Das "lila Volk" möchte Berlusconis Sturz

Rom (RPO). Lila ist die Modefarbe der Saison, auch in der italienischen Politik. "Il popolo viola", das lila Volk, nennt sich eine via Internet entstandene Protestbewegung, die vor den Regionalwahlen am Sonntag und Montag aufhorchen lässt. Ihr erklärtes Ziel: der Sturz von Ministerpräsident Silvio Berlusconi.

Dezember 2009: Berlusconi blutig geschlagen
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Zu Zehntausenden kamen violett gekleidete Demonstranten in den vergangenen Monaten in Rom zu Protesten zusammen. Die Oppositionsparteien sprangen nur zu gerne auf den Zug auf, und Berlusconi selbst sah sich veranlasst, am Samstag zu einer eigenen Kundgebung aufzurufen.

Politikexperten versuchen noch einzuschätzen, ob und wie sich die Bewegung auf das Ergebnis der bevorstehenden Wahlen auswirken könnte. Die Abstimmung wird als Test dafür betrachtet, wie groß der Rückhalt für den in Sex- und Korruptionsaffären verwickelten Regierungschef noch ist.

Das "lila Volk" ist mit keiner der etablierten Parteien verbandelt und hat seine Symbolfarbe ausdrücklich deshalb gewählt, weil Lila in Italien keine parteipolitischen Assoziationen weckt. Die Anhänger der Bewegung fordern die Rückkehr zur Moral in der Politik und werfen Berlusconi vor, er schade der Demokratie mit seiner Machtkonzentration und dem Missbrauch seiner Stellung zur Niederschlagung von Korruptionsverfahren.

Demo über Twitter organisiert

Als Medium benutzt die Bewegung virtuelle Netze wie Twitter oder Facebook, wo sie über 257.000 Anhänger zählt. In der realen Welt bringt sie zigtausende auf die Straße wie bei ihrer Anti-Berlusconi-Demo im Dezember. Diesen Monat forderte eine ähnlich große Anzahl unter der Parole "Es reicht!" seinen Rücktritt. "Lila ist die Farbe des Erwachens unseres Gewissens", erklärte Fabio La Lalce, einer der Teilnehmer. "Wir wollen eine Bewegung außerhalb der Parteien sein, frei von politischen Loyalitäten oder Symbolen."

Doch die etablierten Parteien merken auf. Auf der Demonstration Mitte März durften auch Oppositionspolitiker als Redner auftreten. Berlusconi verstärkte seinen Wahlkampfeinsatz mit einer eigenen Kundgebung und mehreren Medienauftritten. Die geringe Wahlbeteiligung in Frankreich zum Schaden von Präsident Nicolas Sarkozy vor Augen, rief er seine Anhänger eindringlich zur Teilnahme auf. Der Meinungsforscher Nando Pagnoncelli erwartet, dass das "lila Volk" die Wähler der Opposition mobilisiert. Ob das aber den Demokraten nutzt oder weiter links stehenden Gruppen, bleibt abzuwarten.

(AP/nbe)
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