Chronologie Das Leben des Nelson Mandela
Nelson Mandela ist tot. Er verstarb am 5. Dezember 2013 im Alter von 95 Jahren in Pretoria. Ein Rückblick auf ein großes Leben.
Um seine globale Strahlkraft zu verstehen, muss man weit zurückgehen - in die Hügel der Transkei, seiner Heimat im Südosten von Südafrika, wo Mandela am 18. Juli 1918 in den Madiba-Clan geboren wurde. Sein Vater, ein angesehener Dorfvorsteher, nannte seinen Sohn Rolihlahla, was metaphorisch „Unruhestifter“ bedeutet („der am Zweig eines Baumes rüttelt“).
Während sein Vater zeitlebens den alten Bräuchen der Tembu folgte und vier Frauen hatte, trat seine Mutter früh zum christlichen Glauben über und ließ ihren Sohn bei den Methodisten taufen. Mandelas Mitgliedskarte im Kirchenregister aus dem Jahre 1929 ist das erste Dokument, das es von ihm gibt.
In der kleinen Missionsschule von Qunu kämpft die Lehrerin mit seinem afrikanischen Vornamen - und nennt ihn deshalb am ersten Schultag „Nelson“. Vermutlich war die Wahl rein zufällig. Kinder in Missionsschulen wurden häufig nach britischen Helden wie Admiral Lord Nelson benannt, der 1805 bei der Schlacht um Trafalgar fiel.
Lange bleibt Mandela nicht auf der Schule: Er ist neun als sein Vater an einer Lungenkrankheit stirbt und Häuptling Jongintaba, sein Onkel, ihn an den Königssitz der Tembu holt.
Es sind prägende Jahre für den jungen Mann: "Seine bedächtige Redeweise, seine tadellosen Manieren, vor allem sein stets gemessenes, würdevolles Auftreten haben ihren Ursprung in der adligen Herkunft - und sind Ausdruck einer angeborenen Autorität, um die Mandela wusste und die ihm später über die langen, einsamen Jahre der Gefangenschaft hinweghalfen", resümiert der Politikprofessor Tom Lodge, dessen Biografie Mandelas eine der wenigen ist, die nicht in einer Heilgengeschichte mündet.
Nach dem Schlussabschluss 1938 darf Mandela in Fort Hare studieren, einer erst 20 Jahre zuvor gegründeten Universität für Schwarze. Wegen eines Boykottaufrufs wird er von der Universität verwiesen, woraufhin sein Onkel zur Strafe eine Heirat für ihn arrangiert. Zusammen mit einem Freund und zwei gestohlenen Ochsen flieht Mandela im April 1941 nach Johannesburg.
1952 eröffnet er mit Oliver Tambo, seinem anderen lebenslangen Gefährten, die erste von Schwarzen geführte Kanzlei des Landes. Beide sind ein ideales Duo: Während Mandela die Theatralik bei Auftritten vor Gericht liebt, besticht der eher schüchterne Tambo, der später den ANC im Exil führt, durch Wissen und Zurückhaltung.
Mitten im politischen Aufruhr findet er 1958 eine neue Liebe: Nomzamo Winifred Madikizela, die alle nur Winnie nennen. Die bildhübsche, über 20 Jahre jüngere Sozialarbeiterin will mit Mandela für die Rechte der Schwarzen kämpfen. Bei ihr findet er den Halt, den ihm seine erste Frau nie geben konnte.
Mitten im politischen Aufruhr findet er 1958 eine neue Liebe: Nomzamo Winifred Madikizela, die alle nur Winnie nennen. Die bildhübsche, über 20 Jahre jüngere Sozialarbeiterin will mit Mandela für die Rechte der Schwarzen kämpfen. Bei ihr findet er den Halt, den ihm seine erste Frau nie geben konnte.
Mit dem Ende der Kolonialherrschaft im übrigen Afrika gerät der Apartheidstaat zunehmend unter Druck und versucht, die schwarze Opposition zu zerschlagen. 1960 wird der ANC verboten. Mandela unterstützt nun offen den bewaffneten Kampf . Als Anschlagspläne auffliegen, taucht er ab und wird nach seiner Festnahme des Hochverrats angeklagt. In Südafrika gelten die Männer als Terroristen - es droht die Todesstrafe.
Statt sein Vorgehen zu rechtfertigen, verliest er am letzten Prozesstag seine Verteidigungsrede - ein politisches Manifest, das die Menschen weltweit inspiriert. Er schließt mit den berühmt gewordenen Worten: „Ich habe mein Leben dem Kampf des afrikanischen Volkes geweiht. Ich habe gegen weiße Vorherrschaft und ich habe gegen schwarze Vorherrschaft gekämpft. Ich bin stets dem Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft gefolgt, in der alle Menschen friedlich und mit gleichen Chancen zusammenleben. Für dieses Ideal lebe und kämpfe ich. Aber wenn es sein muss, bin ich auch bereit, dafür zu sterben.“
Damit hat Mandela Geschichte geschrieben. Weltweit stößt die Rede auf enorme Resonanz, sogar Zeitungen in Südafrika drucken sie, obwohl er dort eigentlich nicht zitiert werden darf. Am 11. Juni 1964 spricht der Richter die Angeklagten schuldig. Im ersten Moment glauben sie, gehängt zu werden. Doch die Apartheid-Justiz schreckt vor dem Äußersten zurück: Alle werden zu lebenslanger Haft verurteilt und noch in der gleichen Nacht auf die Sträflingsinsel Robben Island vor Kapstadt geflogen.
Es beginnt die härteste Prüfung seines Lebens - und doch werden die nächsten 27 Jahre die Grundlage für den „Mythos Mandela“ legen und aus dem damals 45-Jährigen Hitzkopf einen gereiften Revolutionär machen.
In den letzten Jahren seiner Gefangenschaft und vor allem nach der Verlegung aufs Festland im Jahre 1982 erhält Mandela gewisse Privilegien - und 18 Monate vor seiner Freilassung sogar ein eigenes Haus auf dem Gefängnisgelände des Winzerdorfes Paarl, wo er sich an die nahende Freiheit gewöhnen soll.
Am 11. Februar 1990 um kurz nach 16 Uhr wird der berühmteste politische Gefangene vor den Augen der Welt in die Freiheit entlassen - als ungebrochener Mann. Ach der ANC wird wieder zugelassen - und alle politischen Gefangenen aus der Haft befreit. Am Kap beginnt eine neue Zeitrechnung.
Bei den ersten freien Wahlen am 27. April 1994 gewinnt die frühere Widerstandsbewegung ANC mit 58% erwartet deutlich. Wenige Monate zuvor hatten Mandela und de Klerk für die friedliche Überwindung der Apartheid den Friedensnobelpreis gemeinsam erhalten. Am 10. Mai 1994, einem strahlend klaren Wintertag, wird Mandela als erster schwarzer Staatspräsident von Südafrika vor dem Regierungsgebäude von Pretoria vereidigt.
Ein Heiliger, zu dem ihn so viele erhoben haben, ist Mandela gewiss nicht. Aber er ist ohne Zweifel eine der ganz großen geschichtlichen Figuren des 20. Jahrhunderts - ein strahlender Gegenpol zu den vielen düsteren Gestalten, die in den 95 Jahren seines eigenen Lebens so viel Leid über die Welt gebracht haben.