Fidel Castro "Das kubanische Modell funktioniert nicht mehr"
Havanna (RPO). Der frühere kubanische Präsident Fidel Castro hat einem US-Journalisten zufolge das Scheitern des sozialistischen Modells in Kuba eingeräumt.
Auf die Frage, ob es sich noch lohne, das kubanische Modell auf andere Länder zu übertragen, habe der 84-Jährige geantwortet: "Das kubanische Modell funktioniert selbst bei uns nicht mehr", schrieb der US-Journalist Jeffrey Goldberg am Mittwoch in einem Blog.
Erst vor einem Monat hatte Präsident Raul Castro den Kubanern Lockerungen in Richtung Marktwirtschaft verkündet, um die sieche Wirtschaft anzukurbeln. In einer Rede vor der Nationalversammlung kündigte der Bruder und Nachfolger Fidel Castros an, dass Selbstständige leichter ihr Unternehmen anmelden könnten und dabei auch Arbeitskräfte einstellen dürften.
Mit der Lockerung sollen nach Castros Vorstellungen neue Jobs für etwa eine Millionen Kubaner entstehen, die in den nächsten fünf Jahren ihre Arbeitsplätze in Staatsunternehmen verlieren dürften. Er nannte allerdings keine konkrete Zahlen, wie viele neue Zulassungen für Kleinunternehmer auf den Markt kommen sollten.
Wirtschaftsminister Marino Murillo hatte nach der Rede des Präsidenten umgehend betont, es gehe nicht um eine grundlegende Reform des sozialistischen Modells. Der Staat müsse die Kontrolle über die Wirtschaft behalten, zumindest über die wichtigsten Dinge.
Nach seinem Rücktritt wegen einer schweren Erkrankung im Juli 2006 verschwand Castro aus der Öffentlichkeit. Sein Bruder Raúl Castro übernahm die Amtsgeschäfte. Er übte bereits mehrfach Kritik an der wirtschaftlichen Lage des Landes und kündigte Reformen an. Fidel Castro äußerte sich dagegen bisher nicht zu innenpolitischen Fragen. In Kuba kontrolliert der Staat mehr als 90 Prozent der Wirtschaft und zahlt den Arbeitern einen Lohn von etwa 20 Dollar pro Monat. Gesundheitsfürsorge und Bildung sind kostenlos.