Sarah Huckabee Sanders im Porträt Das ist Donald Trumps neue Sprecherin

Washinton · Der Posten als Sprecher von Donald Trump gilt als der schwierigste in Washington, denn der Chef ist oft unberechenbar, wenn es um öffentliche Äußerungen geht. Sean Spicer gab nach einem halben Jahr auf, nun folgt Sarah Huckabee Sanders. Wer ist die Frau?

 Sarah Huckabee, die neue Sprecherin Trumps, im Presseraum des Weißen Hauses.

Sarah Huckabee, die neue Sprecherin Trumps, im Presseraum des Weißen Hauses.

Foto: ap, AB

Mit Sarah Huckabee Sanders rückt erst zum dritten Mal in der US-Geschichte eine Frau zur Pressesprecherin des Weißen Hauses auf. Anders als Sean Spicer, der Ende August ausscheiden wird, strahlt sie Robustheit und Bodenständigkeit aus. Das aber gepaart mit einer rhetorischen Gewitztheit, die es ihr ermöglicht, aus der Hüfte zu schießen.

Wie man sich behauptet, auch unter widrigen Umständen, hat die 34-Jährige von der Pike auf gelernt — von ihrem Vater Mike Huckabee, dem früheren republikanischen Gouverneur von Arkansas. Das und ihre unverbrüchliche Loyalität gegenüber einem oft unberechenbaren Boss sind die Hauptgründe dafür, dass sie im Orbit von Präsident Donald Trump zu einem aufsteigenden Stern geworden ist.

"Der Präsident hat eine Menge Vertrauen zu ihr"

Sanders tritt einen Job an, der in den Augen vieler als der schwierigste in Washington gilt. Sie muss nicht nur mit einem angriffslustigen Pressekorps fertig werden, sondern es zugleich einem sprunghaften Präsidenten recht machen, der sich selbst für seinen besten Sprecher hält. Trump bringt seine Gedanken oft frühmorgens direkt via Twitter zum Ausdruck, und er ist dafür bekannt, die Auftritte seiner Leute etwa in Fernsehsendungen genau zu verfolgen und zu beurteilen.

Von Sarah Sanders' Leistung sei er äußerst angetan, schildert Kellyanne Conway, eine Topberaterin des Präsidenten. "Sie versteht Amerika. Sie versteht den Präsidenten. Und sie versteht es, beide zu verbinden", sagte sie im März. "Der Präsident hat eine Menge Vertrauen zu ihr."

In einem ersten Briefing nach der Bekanntgabe ihrer Nachfolge auf Spicer am Freitag versprach sie den Medienvertretern, "so offen, ehrlich und transparent wie menschenmöglich zu sein". Ihr ruhiger, maßvoller Ansatz stand in starkem Gegensatz zu Spicers Debüt in der Sprecher-Rolle. Er hatte in seinem ersten Briefing die Journalisten schwer gescholten und ihnen vorgeworfen, falsche Angaben über die Zuschauerzahlen bei Trumps Vereidigung gemacht zu haben. Fragen ließ er nicht zu.

Vater und Tochter telefonieren an den meisten Tagen vor sechs Uhr

Sanders sagt, dass sie ihrem Vater viel verdanke: Er habe ihr dabei geholfen, zu lernen, wie man eine Botschaft vermittelt. Huckabee, ein häufiger politischer Kommentator im Fernsehen, ist seit langem für seine kernige Rhetorik bekannt. Vater und Tochter telefonieren an den meisten Tagen vor sechs Uhr morgens. "Ich rufe an und sage: "Was hältst du davon, wenn ich dies hier sage?" Er antwortet: "Das ist wirklich gut. Aber du könntest vielleicht versuchen, es ein bisschen mehr wie X zu sagen"", schildert die Tochter.

Was die Werbung für den unkonventionellen Trump betrifft, räumt Sanders ein, dass sogar die Leute im Pressebüro des Weißen Hauses nicht immer vorgewarnt seien, wenn Trump twittert. Aber es sei eben Teil von Trumps Anziehungskraft, "dass er auf regulärer Basis direkt mit dem amerikanischen Volk kommuniziert".

Und nun rückt die bisherige Stellvertreterin also in die Rolle, die Spicers Namen weit über die USA hinaus bekannt und ihn zu einer Zielscheibe des Spotts in der Satiresendung "Saturday Night Live" gemacht hat. Auch Sanders ist in der populären Show aufgespießt worden, aber jetzt wird sie es sein, die die meisten Amerikaner sehen werden, wenn sie Neues aus dem Weißen Haus erfahren. Vorausgesetzt ist, dass die Regierung wieder Pressebriefings vor laufenden Kameras erlaubt, wie das in den Zeiten vor Trump gang und gäbe war.

Einst leitete sie die Kampagne ihres Vaters Mike Huckabee

Sanders wuchs in Arkansas auf, ist mit einem republikanischen Berater verheiratet und mit ihrer Familie nach Washington gezogen, um Teil der neuen Regierung zu werden. Sie stieg in den Trump-Wahlkampf ein, nachdem ihr Vater bei dessen zweiter Bewerbung um die Präsidentschaft 2016 schon frühzeitig im Vorwahl-Prozess gescheitert war.

Trumps Botschaft des wirtschaftlichen Populismus und sein Vorgehen als Außenseiter hätten sie angezogen, schildert die junge Frau. Auch ihr Vater habe schließlich das Ziel gehabt, das vom Establishment geprägte Washington zu ändern.

2007 zog sie nach Iowa, um die dortige Präsidentschaftskampagne ihres Vater zu leiten. Iowa eröffnet stets die Serie der Vorwahlen — und Mike Huckabee war 2008 in diesem Staat der Überraschungsgewinner.
Davor — unter Präsident George W. Bush — arbeitete Sanders im Washingtoner Bildungsministerium und in verschiedenen Wahlkampfteams von Senats-und Präsidentschaftsbewerbern mit.

Mutter von drei kleinen Kindern

Ihre Verbindungen zu Arkansas sind weiter eng. So hat sie sich mit Freunden aus ihrer Heimat über ihre künftige Rolle beraten. Darunter ist Mack McLarty, früherer Stabschef im Weißen Haus unter dem Demokraten Bill Clinton. Er sagte ihr, dass sie die "historische Gelegenheit" zur Arbeit in der US-Regierungszentrale wertschätzen solle.

Die sich häufenden Berichte über "Chaos" im Weißen Haus spielte Sanders am Freitag mit den Worten herunter, dass es in ihrem eigenen Haus mit drei kleinen Kindern morgens um sechs Uhr hektischer zugehe.

(ap)
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