Großbritanniens Premierminister Das ist Boris Johnson
Boris Johnson hat sein Ziel erreicht. Als ehemaliger Londoner Bürgermeister ist er am 24. Juli 2019 als Premierminister des Vereinigten Königreichs in der Downing Street 10 angekommen - vor allem dank des Chaos um den Brexit, den er maßgeblich mit herbeigeführt hat. Jedoch haben eine Reihe von Skandalen, wie die Partygate -oder Spendenaffäre am Ruf des Politikers gekratzt. Wir stellen den Skandalpolitiker Johnson in einer Bildergalerie vor.
Boris Johnson kam 1964 in New York als Alexander Boris de Pfeffel Johnson zur Welt. Schon als Kind habe er den Wunsch geäußert, einmal "König der Welt" zu werden, verriet seine Schwester Rachel dem Biografen Andrew Gimson.
Boris Johnson und seine Frau Carrie Johnson winken am 13. Dezember 2019 vor der Tür zur 10. Downing Street.
Johnson erhielt als Schüler ein Stipendium für die Eliteschule Eton im englischen Windsor und ging später auf die Universität Oxford. Nach dem Studium wurde er Journalist. Die Zeitung "The Times" feuerte ihn nach einem Jahr, weil er Zitate fälschte. Dann arbeitete er für "The Daily Telegraph", war Herausgeber des Magazins "Spectator" und verfasste mehrere Geschichtsbücher.
Von 1989 bis 1994 machte er sich als Brüsseler Korrespondent des "Telegraph" über EU-Institutionen und angebliche EU-Beschlüsse lustig. In Brüssel zerbrach die Ehe mit seiner ersten Frau Allegra Mostyn-Owen. Er heiratete seine Jugendfreundin Marina Wheeler, mit der er vier Kinder hat. Das Paar trennte sich 2018.
Ein Jahr vor dem Ende seiner Amtszeit als Bürgermeister kehrte Johnson 2015 als Abgeordneter ins Unterhaus zurück. Seine Entscheidung, die Brexit-Kampagne zu unterstützen, gilt als Wendepunkt in den Austrittsbestrebungen des Vereinigten Königreichs, und führte zum Sieg der Brexit-Befürworter.
Johnsons Ernennung zum Außenminister im Jahr 2016 empfanden einige als gewieften Schachzug der damals neuen Premierministerin Theresa May.
Die Entscheidung wurde von anderen angesichts undiplomatischer, teils rassistischer Bemerkungen Johnsons, etwa über Ex-US-Präsident Barack Obama, aber auch als ungeschickt gewertet.
Boris Johnson, besuchte 2017 als britischer Außenminister den UN Sicherheitsrat.
Das Institut Chatham House bezeichnete Johnson, der von vielen einfach nur „Boris“ genannt wird, als den "erfolglosesten" britischen Außenminister seit dem Zweiten Weltkrieg: Wo Ernsthaftigkeit und Detailgenauigkeit erforderlich gewesen seien, habe Johnson nur Sprüche geklopft. Im Sommer 2018 trat er aus Verärgerung über Mays Brexit-Kurs zurück.
Boris Johnson wird 2004 beim Joggen in London fotografiert.
Am 3. September 2019 verliert Johnson seine Parlamentsmehrheit. Nach einer beispiellosen Schlammschlacht schickt Johnson die Abgeordneten in die Zwangspause.
Weil das Ergebnis des Brexit-Referendums im Juni 2016 noch nicht umgesetzt wurde, geht es im britischen Parlament heiß her. Der Premierminister ruft zu Neuwahlen auf. Am 12. Dezember 2019 gewinnen Johnsons Tories die absolute Mehrheit. Am 31. Januar 2020 tritt Großbritannien aus der EU aus.
Mit seiner Corona-Politik machte sich Johnson keine Freunde und sah sich scharfer Kritik ausgesetzt. Im Mai 2020 geriet sein Top-Berater Dominic Cummings wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die Corona-Auflagen unter Druck. Johnson stand jedoch weiter hinter ihm - die Empörung in der Bevölkerung war groß.
Schließlich gab Cummings seinen Rücktritt bekannt - Johnson warf er im Nachhinein "katastrophale" Versäumnisse in der Corona-Politik vor. Der Parlamentsbericht fiel niederschmetternd aus: Das Hinauszögern eines Lockdowns zu Beginn der Pandemie führte zu "einem der größten Versäumnisse im Bereich der öffentlichen Gesundheit" in der Geschichte des Landes.
Ende März 2020 infizierte sich Johnson während der Pandemie mit SARS-CoV-2. Er setzte zunächst die Amtsgeschäfte weiter fort, bis sich sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte. Am 5. April 2020 wurde er im Londoner St Thomas’ Hospital aufgenommen und auf die Intensivstation verlegt. Am 27. April 2020 nahm er die Regierungsgeschäfte wieder auf.
Während der Zeit der Corona-Beschränkungen kamen Ende 2021 immer mehr Details zu zahlreichen Partys von Parteiangehörigen und politischen Weggefährten Boris Johnsons am Regierungssitz ans Licht.
Boris Johnson (m.) isst 2019 ein Eis auf Barry Island, Süd-Wales.
Dies führte im Juni 2022 zu einem parteiinternen Misstrauensvotum gegen Johnson, das er aber überstand. Johnson entschuldigte sich mehrfach und lehnte einen Rücktritt ab.
Demonstranten halten am 13.04.2022 vor dem Eingang zur Downing Street Schilder hoch, auf denen unter anderem der britische Premierminister Johnson mit dem Schriftzug „Partygate, Schuldig, Schmeißt ihn raus“ zu sehen ist.
Aufgrund seiner Teilnahme bei den Partys, erhielt er eine Geldstrafe und wurde damit zum ersten Regierungschef der britischen Geschichte, der gegen das Gesetz verstoßen hat.
Auch ein Luxus-Urlaub brachte Johnson in Bedrängnis: Aufgrund einer unklaren Finanzierung einer Urlaubsreise mit seiner Frau Carrie Johnson im Jahr 2019, auf der Privat-Insel Mustique, wurde im Mai 2021 eine parlamentarische Untersuchung eingeleitet. Die Kosten dafür übernahm David Ross, der auch Spender von Johnsons konservativer Partei ist. Monatelange Untersuchungen ergaben später, dass der Urlaub von Johnson bezüglich der Finanzierung korrekt angegeben wurde.
Boris Johnson und seine Frau Carrie Johnson im Juni 2022 beim Commenwealth-Gipfel.
In Bezug auf den Luxusumbau seiner Dienstwohnung in Downing stand für Johnson 2021 ein neuer Skandal ins Haus. Er versicherte zwar, die Renovierung „persönlich“ bezahlt zu haben, jedoch kam später ans Licht, dass der Umbau mit Geldern aus Parteispenden finanziert wurde.
Boris Johnson und Frau Carrie Johnson beim G7-Gipfel 2022 auf Schloss Elmau in Bayern.
Die nächste Affäre: Nachdem herauskam, dass der stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführer der Tories, Chris Pincher, zwei Männer sexuell belästigt hatte, trat dieser zurück. Johnson wurde vorgeworfen, darüber bereits bei der Beförderung Pinchers Bescheid gewusst zu haben. Der Premierminister stritt dies ab, korrigierte sich aber im Nachhinein.
Rückschlag: Aufgrund des verlorenen Vertrauens zu Johnson, traten der britische Gesundheitsminister Sajid Javid (l.) und Finanzminister Rishi Sunak (r.) am 5. Juli 2022 von ihren Posten zurück.
Trotz weiterer scharfer Kritik aus den eigenen Reihen und weit mehr als zwei Dutzend Rücktritten von Parteifreunden, will der britische Premierminister Boris Johnson im Amt bleiben. Auf die Frage, ob er zurücktreten werde, antwortete Johnson am 6. Juli 2022: „No, no, no“.
Rücktritt: Aufgrund seiner zahlreichen Skandale sind in kürzester Zeit mehr als 50 Minister und andere Regierungsvertreter aus Protest gegen Johnson zurückgetreten. Nach dieser offenen Revolte hat Boris Johnson laut Medienberichten am 7. Juli 2022 entschieden, als Parteichef der Konservativen zurückzutreten. Bis zum Herbst, wolle er aber noch Regierungschef bleiben.