Flutkatastrophe in Cherson 46 Orte am Dnipro überschwemmt - Berichte über 20 Tote

Kiew · Im Überschwemmungsgebiet, aber auch in anderen Gegenden der Ukraine schlagen weiter russische Raketen und Artilleriegeschosse ein, an Teilen der Front rücken derweil ukrainische Truppen vor. Experten vermuten, dass ihre Gegenoffensive längst begonnen hat.

Kachowka-Staudamm in Cherson durch Sprengung zerstört
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Kachowka-Staudamm in Cherson gesprengt

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Foto: dpa/Uncredited

Nach der Flutkatastrophe am Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine sollen bisher rund 20 Menschen ums Leben gekommen sein. Das berichteten Bürgermeister und Gouverneure sowohl aus dem ukrainischen Teil der Überschwemmungsgebiete als auch aus den von Russland besetzten Gebieten. Unabhängig ließen sich ihre Angaben zunächst nicht überprüfen. Ein Vertreter der ukrainischen Notfalldienste, Viktor Witowezkyj, sagte, 46 Orte seien überflutet worden, 14 davon am russisch besetzten Ostufer des Dnipro.

Der Gouverneur von Cherson, Olexander Prokudin, teilte am Freitag mit, dass der Wasserpegel am ukrainischen Westufer - der Dnipro bildet dort die Front - über Nacht um 20 Zentimeter gesunken sei. Er sagte, die ukrainische Seite versuche Zivilisten zu retten und mit Wasser zu versorgen, gerate dabei aber immer wieder unter russischen Beschuss. Innerhalb eines Tages seien in der Region zwei Zivilisten getötet und 17 verletzt worden. Aus anderen Teilen der Ukraine meldete das Büro von Präsident Wolodymyr Selenskyj vier Tote und 41 Verletzte.

Es veröffentlichte auch ein Video des Staatschefs, in dem dieser vage über die jüngsten Kämpfe gegen die russischen Angriffstruppen berichtet. Er sei in Kontakt mit den ukrainischen Einheiten an allen Brennpunkten und lobte sie für das „Ergebnis“ ihrer Anstrengungen, das er aber nicht näher erklärte.

Mehrere westliche Militärexperten vermuten, dass die lang erwartete Gegenoffensive der Ukrainer bereits im Gange ist. Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War teilte mit, dass mehrere Indikatoren darauf hindeuteten. Die Führung in Kiew hat das aber bisher nicht bestätigt. Selenskyj sagte in dem am Freitag veröffentlichten Video, die Zeit sei noch nicht gekommen, um Einzelheiten der Kämpfe offenzulegen.

Gleichzeitig gab es auch Berichte über neue Angriffe auf russische Grenzregionen. In der Stadt Woronesch sei eine Drohne in ein Wohngebäude gestürzt, sagte Gouverneur Alexander Gusew am Freitag im Staatsfernsehen. Drei Menschen seien durch Fensterglassplitter leicht verletzt worden. Auf Fotos waren herausgerissene Fenster und Schäden an der Fassade des Hauses zu sehen. Mehrere Wohnungen seien bei der Explosion beschädigt worden, berichteten staatliche Medien. Gusew sagte, Ziel der Drohne sei ein nahe gelegener Militärstützpunkt gewesen, sie sei aber vom Kurs abgekommen, als man ihre Signale gestört habe.

In der russischen Region Belgorod, ebenfalls an der Grenze zur Ukraine, meldete Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow, dass die Luftabwehr die ganze Nacht über im Einsatz gewesen sei und Wohngebäude beschädigt worden seien. Zwei nicht näher beschriebene Fluggeräte seien abgeschossen worden, schrieb er auf Telegram.

Wohngebiete in russischen Städten sind in den vergangenen Wochen wiederholt mit Drohnen angegriffen worden. Außerdem stießen Rebellengruppen etwa in Belgorod in Gebiete nahe der ukrainischen Grenze vor. Beides deckte Schwächen in der russischen Luftabwehr und beim Grenzschutz auf. Die ukrainische Regierung hat eine Beteiligung jedoch stets verneint.

(albu/mzu/AFP)
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