Tibet Dalai Lama will keinen Nachfolger mehr haben

Berlin · Der Dalai Lama rät seinen Glaubensbrüdern davon ab, nach seinem Tod einen Nachfolger für ihn zu bestimmen. "Die Institution des 'Dalai Lama' wurde zu etwas Wichtigem wegen der politischen Macht. Diese gibt es heute nicht mehr", sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter in einem Interview.

Der Dalai Lama ist sicher, 113 Jahre alt zu werden.

Der Dalai Lama ist sicher, 113 Jahre alt zu werden.

Foto: dpa, cj ms uw

Chinas Staatschef bekam vom Dalai Lama, der nach eigenen Worten noch viele Jahre wirken will, ein Lob, wie die "Welt am Sonntag" berichtet. Seit 2011 sei er komplett pensioniert, sagte der 79-Jährige der Zeitung mit Blick auf seinen Rückzug aus der Exilregierung.

"Damit enden auch fast fünf Jahrhunderte der Dalai-Lama-Tradition - und das geschieht freiwillig. Politisch denkende Menschen müssen daher einsehen, dass die rund 450 Jahre währende Institution des Dalai Lama ausgedient haben sollte."

Auch Bedarf für einen spirituellen Nachfolger sieht er offenbar nicht. "Der tibetische Buddhismus ist nicht abhängig von einem Individuum", sagte der im Exil lebende Mönch. "Wir haben eine sehr gute Organisation mit hervorragend ausgebildeten Mönchen und Gelehrten."

Da er selbst vermutlich noch ein langes Leben vor sich habe, stelle sich die Nachfolgefrage so bald aber wohl nicht. "Laut den Ärzten, die meine physische Kondition geprüft haben, werde ich hundert Jahre alt", sagte der Dalai Lama. Seinen Träumen zufolge werde er sogar 113 Jahre alt. "Aber hundert sind, denke ich, sicher", betonte der Friedensnobelpreisträger.

Mit der kommunistischen Staatsführung Chinas liegen er und die Tibeter zwar seit Jahrzehnten im Streit, doch habe unter dem neuen Präsidenten Xi Jinping "eine neue Ära begonnen". Der chinesische Staatschef wolle "eine harmonischere Gesellschaft schaffen als jene, die es unter seinem Vorgänger Hu Jintao gab", sagte der Dalai Lama anerkennend.

Xi kämpfe entschlossen gegen Korruption, sei mutig und habe sich viele Feinde unter den alten Parteikadern geschaffen."

Außerdem hat er bei seinem Besuch in Paris im März dieses Jahres den Buddhismus als einen wichtigen Teil der chinesischen Kultur bezeichnet."

(DEU)
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