Chronik in Bildern Politische Morde seit Beginn des 20. Jahrhunderts
28. Juni 1914 - Der österreichisch-ungarische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, wird in Sarajevo von Mitgliedern einer serbischen Untergrundorganisation erschossen. Mit ihm stirbt seine Frau Herzogin Sophie von Hohenberg. Einen Monat später beginnt in Europa der Erste Weltkrieg. Österreich-Ungarn erklärt mit Rückendeckung durch den deutschen Kaiser Wilhelm II. Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg.
24. Juni 1922 - Der Industrielle, Schriftsteller und liberale Politiker (DDP) Walther Rathenau wird auf dem Weg ins Auswärtige Amt in der Nähe seiner Wohnung im Berliner Grunewald von Mitgliedern der rechtsradikalen Organisation Consul (OC) erschossen. Rathenau stand für Entspannungs- und Annäherungspolitik. In nationalistischen Kreisen wurde er stark angefeindet und Teile der nationalistischen Presse hatten mehr oder weniger zur Ermordung „des Juden Rathenau“ aufgerufen.
30. Januar 1948 - Der Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, Mahatma Gandhi, wird von dem fanatischen, nationalistischen Hindu Nathuram Godse erschossen. Indien war nach der Unabhängigkeit am 3. Juni 1947 gegen den Willen Gandhis in zwei Staaten aufgeteilt worden. In das mehrheitlich hinduistische Indien und das mehrheitlich moslemische Pakistan. Es kam zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Hindus.
22. November 1963 - Der US-Präsident John F. Kennedy wird in Dallas (Texas) erschossen. Der mutmaßliche Attentäter wird verhaftet, aber kurze Zeit später getötet. Nach offiziellen Ermittlungsergebnissen handelte er allein, doch halten sich bis heute zahlreiche Verschwörungstheorien über mögliche Hintermänner und Auftraggeber.
21. Februar 1965 - Der US-amerikanische Bürgerrechtler Malcolm X wird bei einem öffentlichen Auftritt in New York erschossen. Die drei Attentäter gehörten der Organisation Nation of Islam (NOI) an, einer radikalen muslimischen Vereinigung, in der Malcolm X bis 1964 einer der Wortführer war. Er wurde aber später aus der NOI ausgeschlossen. Kurz danach trat der Bürgerrechtler bei einer Pilgerreise nach Mekka zum orthodoxen Sunni-Islam über.
5. Juni 1968 - Der US-Senator Robert Kennedy wird in Los Angeles erschossen. Täter ist ein junger Palästinenser, der Kennedy wegen dessen israelfreundlicher Haltung hasst.
4. April 1968 - Der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King will an der Seite schwarzer Müllarbeiter in Memphis im US-Bundessttaat Tennessee für einen besseren Lohn kämpfen. Auf dem Balkon seines Hotels wird er von dem weißen US-Amerikaner James Earl Ray erschossen.
7. April 1977 - Der Generalbundesanwalt Siegfried Buback wird von Mitgliedern der zweiten Generation der RAF in Karlsruhe auf offener Straße in seinem Dienstwagen ermordet. Mit ihm starben sein Fahrer Wolfgang Göbel und der Leiter der Fahrbereitschaft Georg Wurster. Zu der Tat bekannte sich das „Kommando Ulrike Meinhof“. Verurteilt wurde nur ein kleiner Teil aller mutmaßlich beteiligten Täter.
30. Juli 1977 - Der Vorstandssprecher der Dresdner Bank Jürgen Ponto wird in seinem Haus von den RAF-Terroristen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar erschossen. An der Tat war ebenso Susanne Albrecht beteiligt, die mit Ponto über ihre Eltern bekannt und zu einem Besuch angemeldet war. Ponto sollte eigentlich entführt werden, wehrte sich jedoch gegen die Geiselnahme und wurde daraufhin erschossen.
18. Oktober 1977 - Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer wird von dem RAF-Kommando (Rote Armee Fraktion) „Siegfried Hausner“ ermordet. Seine Leiche wird im Kofferraum eines Autos im französischen Mülhausen gefunden. Schleyer war zuvor am 5. September in Köln entführt worden mit der Forderung, elf Mitglieder der linken Terrororganisation RAF aus der Haft zu entlassen. Die Regierung unter dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt weigert sich, der Erpressung nachzugeben. Das Jahr 1977 ging mit den Terrorakten der RAF als „Deutscher Herbst“ in die Geschichte ein.
31. Oktober 1984 - Die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi wird im Oktober 1984 in Neu Delhi auf dem Weg ins Büro von zwei Sikh-Soldaten ihrer Leibwache erschossen. Gandhi hatte zuvor die Armee den Goldenen Tempel in der Stadt Amritsar stürmen lassen, das bedeutendste Gotteshaus der Sikhs. Dort hatten sich die Führer der Separatisten mit ihren Anhängern verschanzt. Dabei waren Hunderte Menschen gestorben.
1. April 1991 - Scharfschützen der RAF ermorden den Präsidenten der Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, in Düsseldorf in seinem Haus. Die Täter und das Motiv sind bis heute unbekannt.
28. Februar 1986 - Ein Attentäter erschießt den sozialdemokratischen schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme im Februar 1986 auf dem Heimweg aus einem Stockholmer Kino. 2020 werden die Ermittlungen eingestellt, der lange Zeit unbekannte Täter soll bereits im Jahr 2000 gestorben sein.
6. April 1994 - Das Flugzeug des Diktators von Ruanda, Juvénal Habyarimana, wird bei Kigali mit zwei Raketen abgeschossen. Einen Tag später beginnt der Völkermord durch radikale Hutu an den Tutsi und gemäßigten Hutu. Mindestens 800.000 bis eine Million Menschen sterben. Die Urheber des Abschusses sind bis heute unbekannt. Das Bild zeigt den damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy beim Besuch einer Gedenkstätte zum Genozid in Ruanda.
4. November 1995 - Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin (li.) und der palästinensische PLO-Vorsitzende Yasser Arafat (re.) unterzeichen am 24. September 1995 das „Interimsabkommen über das Westjordanland und den Gazastreifen“ (auch Oslo II genannt). Drei Monate später wird der israelische Ministerpräsident in Tel Aviv während einer Friedensdemonstration von einem jüdischen Extremisten erschossen. Der radikale Gegner des Nahost-Friedensprozesses muss lebenslang in Haft. Mit dem Mord an Rabin starb gleichzeitig die Hoffnung auf Frieden zwischen den Israelis und Palästinensern, ein Ende des Konflikts zeichnet sich bis heute nicht ab.
Das Bild zeigt den historischen Händedruck zwischen dem israelischen Premierminister Yitzhak Rabin (li.) und dem palästinensischen PLO-Vorsitzenden Yasser Arafat in Taba (re., Ägypten) am 13. September 1993. In der Mitte ist der damalige US-Präsident Bill Clinton.
6. Mai 2002 - Ein radikaler Tierschützer erschießt den niederländischen Rechtspopulisten Pim Fortuyn im Mai 2002 kurz vor der Parlamentswahl in Hilversum. Der Täter wird zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt und kommt 2014 unter Auflagen vorzeitig frei.
12. März 2003 - Der erste frei gewählte Ministerpräsident Serbiens und pro-westliche Reformer Zoran Djindjic wird im März 2003 in Belgrad von einem Scharfschützen erschossen. Im Hintergrund agierten korrupte Polizeibeamte und Mitglieder der organisierten Kriminalität.
10. September 2003 - Ein Mann verletzt die schwedische Außenministerin Anna Lindh in einem Stockholmer Kaufhaus mit einem Messer schwer. Lindh stirbt an den Folgen des Attentats. Der Täter, ein 25-jähriger Serbe mit schwedischer Staatsbürgerschaft, wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine Folge war, dass die Anzahl der Politiker, die vom nationalen Sicherheitsdienst beschützt werden sollen, vergrößert wurde.
14. Februar 2005 - Ein Selbstmordattentäter ermordet den ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri im Februar 2005. 21 weitere Menschen sterben bei dem verheerenden Anschlag. Ein Sondertribunal in den Niederlanden verurteilt drei mutmaßliche Hisbollah-Mitglieder wegen der Vorbereitung des Attentats zu lebenslanger Haft. Doch ausgeliefert wurden die Männer aus dem Libanon bisher nicht.
27. Dezember 2007 - Die pakistanische Oppositionsführerin Benazir Bhutto wird im Dezember 2007 knapp zwei Wochen vor den geplanten Parlamentswahlen bei einem Bombenattentat in Rawalpindi ermordet. Mit der Politikerin, die zweimal Regierungschefin war, sterben mindestens 20 Anhänger. Nach den Wahlen vom 18. Februar 2008 übernahm Bhuttos Pakistanische Volkspartei in einer Koalition mit zwei anderen Parteien die Regierung.
6. Februar 2013 - Der Jurist, Politiker und Gründer der tunesischen Oppositionspartei Al Watad, Chokri Belaid, wird vor seinem Haus in seinem heimatlichen Bezirk El Menzah im Norden von Tunis erschossen. Der Mord löst im ganzen Land Unruhen aus und stürzte das Land in eine Krise.
27. Februar 2015 -Ein Auftragsmörder erschießt den russischen Oppositionspolitiker und Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin, Boris Nemzow, in Moskau. Die Spekulationen reichen von Drahtziehern im Kreml bis zu Islamisten aus dem Kaukasus. Der Todesschütze muss für 20 Jahre in Lagerhaft, vier weitere Täter zwischen 11 und 19 Jahren waren involviert.
16. Juni 2016 - Die pro-europäische Labour-Abgeordnete Jo Cox wird eine Woche vor dem Brexit-Referendum auf offener Straße in ihrem Wahlkreis ermordet. Ein Rechtsextremist hatte sie mit einer Schusswaffe und einem Messer angegriffen. Sie erlag kurz darauf ihren Verletzungen.
2. Juni 2019 - Wegen dessen liberaler Haltung zur Flüchtlingspolitik erschießt ein Neonazi im Juni 2019 den CDU-Regierungspräsidenten von Kassel Walter Lübcke auf dessen Terrasse. Er war der erste von Rechtsextremisten ermordete Politiker. Beim Verfassungsschutz und bei den Polizeibehörden von Bund und Ländern hat man auf diese und andere rechtsextreme Gewalttaten reagiert, teilweise wurden Abteilungen personell verstärkt. Das Oberlandesgericht Frankfurt verurteilt den Täter zu lebenslanger Haft. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe will voraussichtlich am 25. August 2022 eine Entscheidung über die eingelegten Revisionen verkünden. Sowohl der Täter als auch alle weiteren Verfahrensbeteiligten hatten Revision eingelegt.
15. Oktober 2021 - Der britische Tory-Abgeordnete David Amess stirbt bei einem Messerangriff bei einer Bürgersprechstunde. Ein 26-Jähriger gilt als islamistischer Einzeltäter und Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat. Er hat den Mord nach eigenen Angaben begangen, um sich für die Zustimmung von Amess zu Luftangriffen auf Syrien 2014 und 2015 zu rächen. Das Bild zeigt Menschen bei einer Mahnwache für den Ermordeten.
7. Juli 2022 - Der erzkonservative Ex-Regierungschef Shinzo Abe fällt einem Attentat zum Opfer. Der 67-Jährige wird während einer Wahlkampfrede in der alten Kaiserstadt Nara am helllichten Tag aus unmittelbarer Nähe von hinten von zwei Kugeln getroffen. Der Attentäter sei „unzufrieden“ mit Abe und habe ihn „töten“ wollen, wurde der Täter nach seiner Festnahme zitiert. Er habe „keinen Groll gegen Abes politische Überzeugungen“, hieß es. Er hege jedoch einen Groll auf eine Gruppe, die nach seiner Meinung Verbindungen zu Abe hatte, wurde der Attentäter zitiert.