Demonstrationen in USA Christen zerreißen Koran-Seiten vor dem Weißen Haus

Washington (RPO). Radikale Christen haben am Samstag eine höchst provokative Geste in die islamische Welt gesandt: Vor dem Weißen Haus in Washington zerissen sie Koran-Seiten. Noch kurz zuvor hatte US-Präsident Barack Obama in einer Ansprache religiöse Toleranz angemahnt.

Wer hinter der geplanten Koran-Verbrennung steckt
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Foto: AFP

Die Gruppe vor dem Weißen zählte sechs Personen. Mit dem Zerreißen der Koran-Seiten sollten die "Unwahrheiten über den Islam" angeprangert werden, sagte am Samstag einer der Christen, Randall Terry. "Einer der Gründe warum wir das machen: Die Lüge, dass der Islam eine friedliche Religion ist, muss aufhören", fügte er hinzu.

Ein religiöser Streit überschattet in diesem Jahr die Gedenkfeiern zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September. Amerika stritt in den vergangenen Tagen erbittert über die Pläne, in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes Ground Zero, ein islamisches zentrum zu erbauen. In New York gab es deswegen am Samstag Demonstrationen von Gegnern und Befürwortern der geplanten Moschee.

Etwa 200 Befürworter demonstrierten für das muslimische Gemeindezentrum zwei Straßen von Ground Zero entfernt. Auf einem Schild stand "Stoppt den rassistischen Krieg gegen Muslime." Getrennt von einem massiven Polizeiaufgebot versammelten sich Gegner des Projektes. Die Polizei hatte auch Metallbarrieren aufgebaut, um die Parteien zu trennen.

Zusätzliches Öl ins Feuer hatte der radikale US-Pastor Terry Jones gegossen: Er kündigte an, am 11. September den Koran verbrennen zu wollen, nahm dann am Samstag aber Abstand von seinen Plänen. Ziel seiner Kirchengemeinde sei es gewesen, "aufzudecken, dass es ein sehr gefährliches und sehr radikales Element des Islams gibt", sagte Jones am Samstag dem Fernsehsender NBC.

"Diese Mission haben wir definitiv erfüllt." Der Pastor hatte angekündigt, am Jahrestag der Anschläge eine Reihe von Koran-Exemplaren öffentlich zu verbrennen. Am Freitag erklärte sein Sohn, die Aktion werde nicht wie geplant am heutigen Samstag stattfinden. Damit blieb allerdings zunächst offen, ob sie zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden soll.

Mehrfach hatte US-Präsident Barack Obama anlässlich des Jahrestages der Terroranschläge vom 11. September 2001 seine Landsleute zu Toleranz aufgerufen. "Es war keine Religion, die uns an diesem Septembertag angegriffen hat. Es war El Kaida, eine jämmerliche Bande von Männern, die Religion pervertiert."

In einer Gedenkzeremonie direkt an Ground Zero waren zuvor feierlich die Namen der rund 3000 Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 verlesen worden. Teilnehmer hielten dabei Fotos ihrer ums Leben gekommenen Angehörigen in die Höhe.

(AFP/AP)
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