Außenhandel China kontert Trumps Strafzölle

Düsseldorf · Die Welt taumelt immer mehr in Richtung eines Handelskrieges. Nachdem US-Präsident Donald Trump am vergangenen Freitag erneut die Zoll-Keule herausgeholt und chinesische Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar mit einem Aufschlag von 25 Prozent belegt hatte, konterten die Chinesen am Sonntag ihrerseits mit neuen Zöllen: Konkret sind zunächst ab 6. Juli zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf 545 US-Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar geplant. Darunter sind laut der vom Finanzministerium in Peking veröffentlichen Aufstellung unter anderem Sojabohnen, Tabak und Fahrzeuge – einschließlich Elektroautos.

 Donald Trump, Präsident der USA, beantwortet die Fragen der Journalisten vor dem Weißen Haus. US-Präsident Donald Trump lässt gegen China Strafzölle auf Waren im Wert von 50 Milliarden US-Dollar verhängen, wie er am Freitag bekannt gab.

Donald Trump, Präsident der USA, beantwortet die Fragen der Journalisten vor dem Weißen Haus. US-Präsident Donald Trump lässt gegen China Strafzölle auf Waren im Wert von 50 Milliarden US-Dollar verhängen, wie er am Freitag bekannt gab.

Foto: dpa/Evan Vucci

Außerdem sind landwirtschaftliche Produkte wie Schweine- und Rindfleisch, Reis, Lachs, sowie Dutzende Obst- und Gemüsesorten und Nüsse auf der Liste. Zu einem späteren – derzeit noch nicht konkreten Termin – plant China Zölle auf 114 weitere US-Produkte wie Kohle und Rohöl. Sollten die USA wie angedroht im Gegenzug nochmals zusätzliche Zölle erheben, behalte sich die Regierung „weitere Maßnahmen“ vor, hieß es in Peking am Wochenende.

Zugleich signalisierte Peking aber, dass es gesprächsbereit bleibe. „China ist offen für einen Dialog und hat keine Angst vor Handelskrieg-Drohungen“ schrieb die staatliche Zeitung „China Daily“. Auch andere Staatsmedien warnten, diese Politik Washingtons könne nach hinten losgehen. Aufgrund der oftmaligen Kurswechsel Trumps sei es aber noch zu früh, um sicher zu sein, dass es einen Handelskrieg geben werde.

Die Auswahl der Güter erfolgt nicht zufällig: Zum einen zielt Peking mit der starken Konzentration auf Agrar-Produkte genau auf jene Regionen  ab, in denen Trumps Anhängerschaft besonders groß ist. Zweitens ist China gerade dabei, sich zum größten E-Mobilitäts-Markt auf dem Planeten aufzuschwingen. Anfang des Jahres verbot die Führung den Bau von mehr als 500 Fahrzeugmodellen mit herkömmlichem Verbrennungsmotor. Die Begründung: Die Fahrzeuge schluckten zu viel Benzin, sie erfüllten nicht die staatlichen Vorgaben. Zugleich wird massiv in die Lade-Infrastruktur investiert und der Kauf von Elektro-Fahrzeugen gefördert.  Mit den Zöllen auf amerikanische Elektroautos, so das Kalkül, können die USA im Wettstreit um die Marktführerschaft weiter zurückgeworfen werden und chinesische Produzenten stärker profitieren.

Auch wenn einige Beobachter davon ausgehen, dass Trumps eigentliches Kalkül  bei den Zöllen eine Stärkung der Verhandlungsposition an anderer Stelle ist, sind die Folgen für die Weltwirtschaft bereits spürbar. Wie die „New York Times“ berichtet, hat sich die Auftragslage der amerikanischen Luftfrachtbranche nach zwei Jahren ungebrochener Expansion im ersten Quartal deutlich abgeflacht. Vor allem das Asien- und Europa-Geschäft schwächeln. Auch der Containerumschlag sei deutlich zurückgegangen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte vor negativen Auswirkungen für Verbraucher und Investoren und auf den Finanzmärkten gewarnt. Der Präsident des deutschen Industrieverbandes BDI, Dieter Kempf, warnte, der Handelskonflikt ziehe auch Deutschland in Mitleidenschaft. Nach Darstellung des DIHK-Präsidenten Eric Schweitzer drohen die deutschen Unternehmen zwischen die Mühlen des Handelsstreits zu geraten. Die Sorge ist insbesondere groß, Trump könne bald auch Strafzölle gegen die hiesige Automobilbranche verhängen. Diese würden in erster Linie Deutschland treffen: Deutsche Autobauer liefern Produkte im Wert von mehr 30 Milliarden Dollar in die USA. Im Gegenzug werden allerdings nur Fahrzeuge für gut acht Milliarden Dollar importiert.

Das Ifo-Institut warnte die Europäer vor einer Abschottung gegen Peking. „Die Strafzölle der USA gegen China werden dazu führen, dass chinesische Produkte verstärkt auf die europäischen Märkte drängen“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. „Die EU sollte darauf nicht mit protektionistischen Maßnahmen gegenüber China reagieren, sondern China drängen, die eigenen Märkte weiter zu öffnen.“ Nach den Worten des Ifo-Chefs ist es wichtig, „dass die Koalition der Gegner der US-Handelspolitik aufrechterhalten bleibt“.

„Die US-Regierung ist offenbar entschlossen, den Handelskonflikt weiter anzuheizen, obwohl dabei die eigene Wirtschaft leidet und die USA politisch immer mehr isoliert werden“, sagte Fuest. Die EU sollte mit einer Doppelstrategie antworten. Zum einen sollten Strafzölle auf US-Güter erhoben werden. Ob und wie diese Gegenmaßnahmen Trump beeinflussen, ist aus Sicht des ifo-Chefs kaum vorherzusagen. „Aber den Gegnern des Protektionismus in den USA liefern sie Argumente.“ Zum anderen sollte die EU Trump anbieten, über den beidseitigen Abbau von Zöllen im Rahmen eines Freihandelsabkommens zu reden.

Unterdessen sagte Trump dem US-Sender Fox News, sein Land werde auf eine Reaktion Chinas mit eigenen Zöllen wiederum mit neuen Zöllen reagieren. (mit dpa)

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