Die Kanzlerin im Reich der Mitte Chinas neue starke Männer

Peking · Die Bundeskanzlerin hat einen guten Draht zur Führung in Peking. Das war auch bei den jetzigen Konsultationen in China zu spüren. Doch im Herbst tritt die alte Garde ab. Eine Umstellung auch für Angela Merkel.

Die starken Männer Chinas
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Sieben deutsche Minister, zwei Staatssekretäre und ihre 13 chinesischen Amtskollegen mussten sich in der Großen Halle des Volkes in Peking schon ziemlich drängen, als sie am Donnerstag in einer sorgsam orchestrierten Zeremonie ihre Unterschriften unter Wirtschaftskontrakte in Milliardenhöhe sowie 13 Regierungsabkommen setzten.

Das Ritual, an dessen Umfang sich bis heute die Qualität der Beziehungen des Riesenreichs zu westlichen Ländern ablesen lässt, fand unter den wohlwollenden Blicken von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Premierminister Wen Jiabao statt.

Die beiden, das demonstrierten sie bei dieser Gelegenheit noch einmal, kommen sehr gut miteinander aus. Doch es war ein Abschied: China steht vor einem Generationswechsel an der Spitze der Kommunistischen Partei. Nach zehn Jahren wird Wen Jiabao (69) auf dem Parteitag im Oktober ebenso das Feld räumen wie Staats- und Parteichef Hu Jintao (69).

Die Kanzlerin hofft jedoch, dass sich die gute Zusammenarbeit mit der chinesischen Führung auch in Zukunft fortsetzen lässt. Und sie tut einiges dafür. Kaum war die Tinte unter den Verträgen trocken, machte sie sich am Donnerstag auf, um den künftigen starken Männern Chinas ihre Aufwartung zu machen: Neuer KP-Chef und später auch Präsident der Volksrepublik soll der 59-jährige Xi Jinping werden. Li Keqiang (57) ist als neuer Regierungschef designiert. Beiden ist Merkel zwar schon früher begegnet, aber beim Aufbau guter Kontakte steht sie trotzdem noch ganz am Anfang.

Ein Chemiker und ein Rechtswissenschaftler

Xi Jinping war vor fünf Jahren eher überraschend als Sieger aus dem zähen Tauziehen hinter den Kulissen der KP um die Nachfolge der aktuellen Führungsriege hervorgegangen. Er galt den rivalisierenden Fraktionen innerhalb der Partei offenbar als akzeptabler Kompromisskandidat. In die Wiege gelegt war dieser Aufstieg dem Sohn eines kommunistischen Revolutionärs der ersten Stunde nicht gerade.

Xis Vater wurde Vizepremier, als der 1953 geborene Xi sechs Jahre alt war. Er war neun Jahre alt, als sein Vater bei Mao Tsetung in Ungnade fiel und bis zu seiner Rehabilitierung 1978 verbannt wurde. Trotzdem schaffte es der Sohn, 1975 auf die Universität zu gelangen.

Er studierte Chemie, machte politische Karriere in der Partei, promovierte später in Rechtswesen. Er wurde Parteichef in den wirtschaftlich boomenden Küstenregionen Chinas und gilt seither als offen für kapitalistische Experimente. 2007 stieg er in die Pekinger Machtzentrale auf.

Der amtierende Vizepremier Li Keqiang ist wie der heutige Staats- und Parteichef über die kommunistische Jugendorganisation aufgestiegen. Er studierte Recht und Wirtschaft, beteiligte sich 1989 aber nicht wie viele Studenten an der später blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung. Li führte stattdessen die "Jugendliga" und wurde 1998 Gouverneur der Provinz Henan, wo er sich damals der Enthüllung eines großen Aids-Skandals stellen musste. Nach 2004 kümmerte sich Li Keqiang vorwiegend um Industriepolitik.

(RP/das)
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