Trotz Spannungen mit USA China erhöht Militärhaushalt nur um sieben Prozent

Peking · Chinas neuer Militäretat fällt mit sieben Prozent eher bescheiden aus. Vor allem im Vergleich zu den USA, wo Trump kräftig aufrüsten will. Beobachter werten dies als Signal der Zurückhaltung.

 Chinas Premier Li Keqiang spricht zum Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking.

Chinas Premier Li Keqiang spricht zum Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking.

Foto: rtr, DS/ys

Die Erhöhung des neuen chinesischen Militäretats fällt mit nur sieben Prozent so niedrig aus wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr. Mit Verspätung enthüllte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag die genauen Zahlen, die im Haushaltsentwurf bisher fehlten. Danach steigen die Verteidigungsausgaben genau um sieben Prozent auf 1,044 Billionen Yuan, heute umgerechnet 142 Milliarden Euro. Das berichtete die Staatsagentur im Kurznachrichtendienst Weibo unter Berufung auf Verantwortliche im Finanzministerium in Peking.

In einem Bruch mit jahrzehntealter Praxis enthielt der Haushaltsentwurf, der den 2900 Delegierten am Sonntag zum Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses für ihre elftägigen Beratungen präsentiert worden war, erstmals keine genauen Zahlen. Zuvor hatte eine Tagungssprecherin den Anstieg nur vage auf voraussichtlich "rund sieben Prozent" beziffert, ohne aber weitere Details zu nennen.

Indem der genaue Militäretat zunächst nicht veröffentlicht wurde, überschattete Chinas Aufrüstung anders als in den Vorjahren nicht den Auftakt des Volkskongresses am Sonntag. So bekräftigte Premier Li Keqiang vielmehr die friedlichen Absichten Chinas, obwohl sein Vorgehen im Inselstreit im Ost- und Südchinesischen Meer von ausländischen Diplomaten als "zunehmend aggressiv" beschrieben wird.

Das Rätselraten bestärkte auch Besorgnisse über Chinas Transparenz hinsichtlich seiner militärischen Absichten. Ohnehin wirft der offizielle Verteidigungsetat Fragen auf, da viele Ausgaben in anderen Haushaltsposten enthalten sind. Das Friedensforschungsinstitut Sipri in Stockholm schätzt, dass die wahren Militärausgaben um rund 50 Prozent höher liegen als Chinas offizieller Verteidigungshaushalt.

Der von China verkündete siebenprozentige Anstieg klingt im Verhältnis zu dem vom neuen US-Präsidenten Donald Trump geplanten Zuwachs von zehn Prozent für das US-Militär geradezu bescheiden.
Beobachter sahen ein politisches Signal, mit dem China trotz der Spannungen mit den USA über die Territorialstreitigkeiten Zurückhaltung demonstrieren will. Bis 2016 (7,6 Prozent) war Chinas Militäretat - mit Ausnahme von 2010 (7,5 Prozent) - seit den 90er Jahren immer zweistellig gewachsen.

Chinesische Experten verwiesen auch auf haushaltspolitische Zwänge, da Chinas Wirtschaft nicht mehr so schnell wie früher wächst. Chinas Militäretat ist nach den USA der zweitgrößte weltweit. Das bevölkerungsreichste Land mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde gibt heute mehr für sein Militär aus als seine Nachbarn Japan, Südkorea, die Philippinen und Vietnam zusammen.

Der Anteil der tatsächlichen Militärausgaben in China ist laut Sipri mit rund zwei Prozent der stark gestiegenen Wirtschaftsleistung Chinas gleichwohl seit Jahren etwa gleich geblieben. Die USA geben mehr als drei Prozent aus, sind aber anders als die regionale Militärmacht China auch in der ganzen Welt aktiv.

(oko/dpa)
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