Gabriel Boric setzt sich gegen Rechtskonservativen durch Ehemaliger Studentenführer wird Präsident in Chile

Santiago · Linkspolitiker Gabriel Boric gewinnt in der Stichwahl gegen den deutschstämmigen Rechtskonservativen José Antonio Kast. Er hat sich den Kampf gegen die Armut auf die Fahnen geschrieben.

 Gabriel Boric wurde am 19. Dezember in Chile zum Präsidenten gewählt.

Gabriel Boric wurde am 19. Dezember in Chile zum Präsidenten gewählt.

Foto: dpa/Luis Hidalgo

Chile wird künftig von einem erst 35 Jahre alten Linkspolitiker regiert. Der ehemalige Studentenführer Gabriel Boric erreichte bei der Stichwahl am Sonntag 56 Prozent der Stimmen und setzte sich mit mehr als zehn Prozentpunkten Vorsprung klar gegen den rechtskonservativen Kandidaten José Antonio Kast durch. Boric kündigte in seiner Siegesansprache einen entschlossenen Kampf gegen die Armut an.

„Wir wissen, dass es weiterhin Gerechtigkeit für die Reichen und Gerechtigkeit für die Armen gibt, und wir werden nicht länger zulassen, dass die Armen weiterhin den Preis für die Ungleichheit in Chile zahlen“, sagte Boric vor Tausenden Anhängern in der Innenstadt von Santiago. Er ging erneut auf Versprechen im Wahlkampf ein, in dem er zum Schutz des Klimas die Blockade eines geplanten Bergbauprojekts ankündigte. Boric forderte auch die Abschaffung des privaten Rentensystems in Chile - das Markenzeichen des von Diktator Augusto Pinochet eingeführten neoliberalen Wirtschaftsmodells.

Seit dem Ende der Militärdiktatur von 1973 bis 1990 haben sich ein Mitte-links-Bündnis und Konservative im chilenischen Präsidentenamt abgelöst. Jetzt traten in der Stichwahl erstmals radikalere Kandidaten gegeneinander an. Der Urnengang galt damit als Richtungswahl für das südamerikanische Land. Die erste Runde vor vier Wochen hatte der 55-jährige Kast knapp vor dem 20 Jahre jüngeren Boric gewonnen, aber die absolute Mehrheit verfehlt. Kast räumte seine Niederlage ein und gratulierte Boric zu dessen „großem Triumph“.

Kast hat deutsche Vorfahren und kandidierte für die neugegründete Republikanische Partei. Er galt bis vor kurzem als Außenseiter, gewann die erste Runde aber mit 28 Prozent. Der überzeugte Katholik hat neun Kinder, betonte Familienwerte und beschimpfte Zuwanderer, insbesondere aus Venezuela und Haiti, die er für Verbrechen verantwortlich machte. Dem konservativen Amtsinhaber Sebastián Piñera warf er vor, das wirtschaftliche Erbe der Diktatur zu verraten.

Boric hatte sich als Studentenführer für eine bessere Bildung stark gemacht und wurde 2014 in den Kongress gewählt. Er wurde von einem breiten Bündnis unterstützt, zu dem auch die Kommunisten gehören und kam in der ersten Runde auf 26 Prozent. Mit 35 Jahren ist er der jüngste Präsident in der modernen chilenischen Geschichten, wenn er sein Amt im März antritt.

(jma/dpa)
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