Nach Anschlag auf "Charlie Hebdo" Ein muslimischer Bürgermeister findet deutliche Worte

Rotterdam · Nach dem Anschlag auf die französische Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" hat sich der Bürgermeister von Rotterdam mit sehr deutlichen Worten an Islamisten gewandt. Wer den Frieden nicht schätze, solle abhauen, sagte Ahmed Aboutaleb, selbst ein Muslime.

 Ahmed Aboutaleb nahm auch an einer Gedenkveranstaltung in Rotterdam für die Opfer von Paris teil und sprach dort.

Ahmed Aboutaleb nahm auch an einer Gedenkveranstaltung in Rotterdam für die Opfer von Paris teil und sprach dort.

Foto: dpa, kim sw

17 Menschen kamen bei dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" und der Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt ums Leben. Weltweit verurteilten Muslime die Attentate und werben seither für ein friedliches Miteinander der Religionen, ebenso wie Politiker aus der ganzen Welt. Den Bürgermeister von Rotterdam, Ahmed Aboutaleb, machten die Ereignisse ebenfalls sehr betroffen — was er in einem Interview sehr deutlich zum Ausdruck brachte.

Der 53-Jährige, der selbst Muslime ist und zwei Pässe besitzt (er stammt aus Marokko), hatte in der niederländischen Nachrichtensendung "Nieuwsuur" ein Interview zu den Ereignissen in Paris gegeben und gesagt, dass ihn diese tief in der Seele getroffen hätten. Es sei unverständlich, wie sich manch einer so gegen den Frieden wenden könne, so der Bürgermeister.

Dann wendet er sich direkt an alle Islamisten und Extremisten und sagt: "Aber wenn ihr diesen Frieden nicht aushalten könnt, dann packt um Himmels Willen eure Koffer und geht." Sicherlich gebe es einen Platz auf der Welt, zu dem sie gehörten, sagt Aboutaleb weiter und fügt hinzu: "Aber seid ehrlich zu euch selbst und tötet keine unschuldigen Journalisten." Das sei so rückständig, so unbegreiflich.

Schließlich spricht er daüber, dass nun auch jene Muslime unter Generalverdacht stünden, die nur friedlich mit Nicht-Muslimen zusammenleben wollten und sagt: "Wir wollen all diese Menschen zusammenhalten in unserer 'Wir-Gemeinschaft'". Aber wenn ihnen diese Gemeinschaft nicht gefalle, "wenn ihr keine Karikaturisten akzeptieren könnt, dann möchte ich sagen: Haut ab!"

Das Interview jedenfalls findet nicht nur im Internet eine Menge Beachtung, sondern fand auch Gehör bis nach Großbritannien. Dort schrieb der Bürgermeister Boris Johnson sogar in seiner Kolumne in der Zeitung "The Telegraph" darüber. "Und mein Held — der Mann, der direkt zum Punkt kommt — war der Bürgermeister von Rotterdam, Ahmed Aboutaleb, schreibt Johnson und nennt ihn die Stimme der Erleuchtung, die Stimme von Voltaire.

(das)
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