BP-Streit und Lockerbie belastend Cameron zu Gesprächen bei Obama

Washington (RPO). Bei seinem ersten offiziellen Besuch in Washington ist der britische Premierminister David Cameron am Dienstag mit US-Präsident Barack Obama zusammengetroffen. Cameron hat sich bereits im Vorfeld um Entspannung des Verhältnisses zu den USA bemüht, das vom Streit um den Ölgiganten BP belastet wird.

 Der Britische Premier David Cameron zu Besuch bei US-Präsident Barack Obama.

Der Britische Premier David Cameron zu Besuch bei US-Präsident Barack Obama.

Foto: AP, AP

Bei den Gesprächen im Weißen Haus, an denen auch US-Vizepräsident Joe Biden teilnimmt, soll es unter anderem um den Afghanistan-Einsatz gehen, bei dem in den vergangenen Monaten vermehrt britische und US-Soldaten getötet worden waren. Cameron will seine Truppen bis 2015 abziehen. Obama will nach der derzeitigen Truppenaufstockung am Hindukusch um 30.000 US-Soldaten in einem Jahr schrittweise mit dem Abzug beginnen.

Weiteres Thema des Treffens in Washington soll die Ölpest im Golf von Mexiko sein, die durch die Explosion der vom britischen BP-Konzern betriebenen Bohrinsel "Deepwater Horizon" verursacht wurde. Vor einem Treffen mit Präsident Barack Obama sagte Cameron, BP habe "alles notwendige" getan, um das Leck des Ölbohrloches im Golf von Mexiko abzudichten und Entschädigungen zu zahlen.

Im Zusammenhang mit BP sprechen Obama und Cameron voraussichtlich auch über die Freilassung des Lockerbie-Attentäters Abdelbasset Ali Mohammed el Megrahi vor knapp einem Jahr. Es gibt Berichte, die schottische Regierung habe mit ihrer Entscheidung zur Begnadigung des schwer krebskranken Megrahi einen lukrativen Auftrag aus Libyen an BP nicht gefährden wollen. Bei dem Anschlag 1988 waren 270 Menschen getötet worden, die meisten stammten aus den USA.

Im Sender National Public Radio trat Cameron den Vorwürfen entgegen, der Energiekonzern habe im vergangenen Jahr eine Rolle bei der Freilassung des Attentäters gespielt. Cameron sagte, es habe sich um eine Regierungsentscheidung in Großbritannien gehandelt. "Es war die falsche Entscheidung. Es war nicht die Entscheidung von BP. Es war die Entscheidung schottischer Minister".

Der zu lebenslanger Haft verurteilte libysche Geheimdienstoffizier Abdel Basset al-Megrahi war von Großbritannien im vergangenen Jahr mit der Begründung freigelassen worden, er sei sterbenskrank und habe nur noch drei Monate zu leben. Bei seiner Ankunft in Libyen, wo er immer noch lebt, wurde Megrahi als Held gefeiert. In den USA war die Freilassung scharf kritisiert worden.

Cameron will für BP-Anleger eintreten

Cameron wird sich bei Obama mit Blick auf die britischen Anleger für BP starkmachen müssen. Der Konzern sieht sich wegen der Ölkatastrophe mit immensen Kosten konfrontiert, die die wirtschaftliche Substanz des Unternehmens schwächen könnten. Cameron hatte klargemacht, dass er BP verteidigen werde. Das Unternehmen müsse stark und stabil bleiben, einerseits um Schadenersatz leisten zu können und andererseits im Interesse seiner Mitarbeiter und der Pensionsfonds in beiden Ländern.

Unterdessen machte BP weiter Fortschritte bei der Eindämmung der Ölpest. Die unweit des defekten Bohrlochs von BPim Golf von Mexiko entdeckten Aussickerungen hätten nichts mit den Drucktests an dem Bohrloch zu tun, sagte der für die Bekämpfung der Ölpest bei der US-Küstenwache zuständige Thad Allen. Nach Unternehmensangaben haben diese eine natürlichen Ursprung.

Aus dem Bohrloch waren seit dem Untergang der Förderplattform "Deepwater Horizon" am 20. April mutmaßlich Hunderte Millionen Liter Öl ins Meer geflossen. Vor wenigen Tagen hatte BP eine neue Kappe auf das beschädigte Förderrohr in rund 1600 Metern Tiefe aufgesetzt und diese versiegelt.

(RTR/awei/AFP)
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