Kein weiterer Linksruck in Lateinamerika Calderon siegt in Mexiko

Mexiko-Stadt (rpo). Lateinamerika rückt nicht noch weiter nach links: Laut amtlichem Endergebnis hat der konservative Kandidat Felipe Calderon mit einer hauchdünnen Mehrheit von nur 0,6 Prozentpunkten die Präsidentenwahl gewonnen. Der unterlegene Oppositionsführer Lopez Obrador hat gerichtliche Schritte gegen das Ergebnis angekündigt.

Der konservative Regierungskandidat Felipe Calderon von der Nationalen Aktionspartei (PAN) des scheidenden Präsidenten Vicente Fox kam auf 35,89 Prozent, wie die nationale Wahlbehörde nach Abschluss der Nachzählung am Donnerstagabend bekannt gab. Der Bewerber der Demokratischen Revolutionspartei (PRD), Andres Manuel Lopez Obrador, erhielt demnach 35,31 Prozent der 41,8 Millionen abgegebenen Stimmen.

Lopez Obrador hat bereits gerichtliche Schritte gegen das Ergebnis angekündigt. Ein Wahltribunal müsste dann bis zum 6. September den offiziellen Wahlsieger verkünden, der zum 1. Dezember sein Amt antritt.

Rund 240.000 Stimmen gaben den Ausschlag bei der Wahl. Calderon bemühte sich denn auch offensichtlich, nicht als triumphierender Wahlsieger aufzutreten. Stattdessen erklärte er vor seinen Anhängern, er wolle sich um eine Aussöhnung der gespaltenen Wählerschaft bemühen. "Ich betrachte es als meine persönliche Pflicht, die Wünsche der Millionen Bürger, die für andere Kandidaten gestimmt haben, als die meinigen zu übernehmen", sagte der 43-Jährige.

240.000 Stimmen gaben den Ausschlag

Seinem neun Jahre älteren linksgerichteten Kontrahenten zollte Calderon Respekt. Er teile Lopez Obradors Gerechtigkeitssinn und trete ebenfalls für mehr Gleichheit ein, um Millionen Mexikanern die Chance zur Überwindung der Armut zu geben. "Gebt mir die Chance, euer Vertrauen zu gewinnen", appellierte er seinerseits an die Anhänger seines politischen Gegners.

Calderon hat angedeutet, er wolle Lopez Obrador in seine Regierung einbinden. Darüber hinaus gab es Spekulationen, er könnte mit der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) zusammenarbeiten, die Mexiko bis zum Wahlsieg von Fox vor sechs Jahren 71 Jahre lang regierte. Da es im Kongress keine klaren Mehrheiten gibt, wird der künftige Präsident bei allen anstehenden Entscheidungen auf Bündnisse angewiesen sein.

Lopez Obrador rief seine Gefolgsleute für Samstag zu einer Kundgebung im Zentrum von Mexiko-Stadt auf. Der frühere Bürgermeister der Hauptstadt ist dafür bekannt, dass er die Massen mobilisieren kann. Die PRD hat unter Verweis auf Unregelmäßigkeiten statt einer Nachzählung die Überprüfung eines jedes einzelnen Stimmzettels gefordert.

(ap)
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