Bürgermeister will Soldaten Stadtteil zeigen Bundeswehr-Video empört die Bronx

Washington/Köln (RP). Wellen der Empörung bis in die New Yorker Bronx hat das Bundeswehr-Video geschlagen, in dem ein Ausbilder in Rendsburg einen Rekruten am MG auffordert, sich Afroamerikaner aus der Bronx als Ziele vorzustellen und beim Schießen mit "Motherfucker" zu beschimpfen.

Der Bürgermeister des New Yorker Stadtteils, Adolfo Carrión, lud gestern die Bundeswehr in die Bronx ein. Sollte sie eine Abordnung schicken, sei er gern für sie da, ließ er unsere Redaktion wissen. "Ich werde sie herumfahren, damit sie sehen, wie die Bronx wirklich ist."

"Es geht aufwärts mit der Bronx", so hatte Carrión jüngst auch in Deutschland die Reklametrommel gerührt. Der Stadtteil, in dem Schriftsteller wie Edgar Allan Poe und Mark Twain wohnten, der einen weltberühmten Zoo beherbergt und mit dem Yankee-Stadium ein legendäres Baseballstadion, in dem Breakdance und die Salsa-Musik geboren wurden - er erfreue sich einer "dramatischen Wiederbelebung".

Umso bestürzter reagierte der Bürgermeister auf das Video: "Das ist barbarisch. Ganz klar, diese Burschen wissen gar nichts, weder über Afroamerikaner noch über die Bronx." Deutschland müsse die Menschen seines Viertels um Verzeihung bitten, fordert der 46-jährige frühere Pfarrer.

Genauso empört äußert sich der Bürgerrechtler Al Sharpton, ein farbiger Prediger aus New York, der vor drei Jahren ins Rennen um die US-Präsidentschaft zog. Schwarze als Zielscheiben einer Schießübung zu nehmen, dies sei "eine unglaublich rassistische Form der Beleidigung".

Der Kölner Streitkräftebasis, der das Rendsburger Fernmeldebataillon untersteht, war das Video im Januar gemeldet worden. "Wir werten den Vorfall als schwerwiegendes Dienstvergehen", sagte ein Sprecher gestern. Gegen den Ausbilder und den Soldaten, der die Szene filmte, werde auf der Ebene des gerichtlichen Dienstdisziplinarverfahrens ermittelt. Das heißt: Den Offizieranwärtern droht eventuell die Entlassung. Ihre Karriere dürfte ohnehin beendet sein.

Bei dem Ausbilder im Bild handelt es sich um einen Fahnenjunker, der im Juli 2006 im Rahmen eines Praktikums in der Truppe in Rendsburg eingesetzt war. Beiden Soldaten werden Verstöße gegen "die Pflicht zum treuen Dienen" und "die Wahrung der Menschenwürde" vorgeworfen.

Das Video war über Monate im Internet auf myvideo.de zu sehen, bis es vom Magazin "Stern" entdeckt wurde. Bei myvideo.de waren gestern unter dem Stichwort "Bundeswehr" weit über 1000 Kurzfilme häufig kindischen Inhalts einzusehen, in denen sich junge Soldaten in Uniform albern darstellen.

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