Erfolgreiche Operation der Spezialkräfte Bundeswehr nimmt Taliban-Anführer fest

Kundus/Potsdam (RPO). Der Bundeswehr ist in Nordafghanistan ein Schlag gegen die radikalislamischen Taliban gelungen. Eine deutsche Sondereinheit nahm bei einem gemeinsamen Einsatz mit afghanischen Sicherheitskräften in der Provinz Kundus den hochrangigen Taliban-Führer Maulawi Roschan fest, wie ein Bundeswehrsprecher am Mittwoch in Kundus sagte. Roschan soll in zahlreiche Anschläge auf die NATO-Truppe ISAF verwickelt sein.

Erfolgreiche Operation der Spezialkräfte: Bundeswehr nimmt Taliban-Anführer fest
Foto: ddp, ddp

Die Spezialkräfte der sogenannten Task Force 47 schlugen den Angaben zufolge in der Nacht zum Dienstag in der Gegend von Gore Tapa nordwestlich von Kundus zu. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam teilte mit, bei dem Einsatz sei niemand verletzt worden. Die afghanischen Sicherheitskräfte hätten Roschan anschließend die zuständige Ermittlungsbehörde übergeben. Einer Erklärung der ISAF zufolge war die internationale Truppe dem Taliban-Anführer durch Berichte von Geheimdiensten und Hinweisen aus der Bevölkerung auf die Spur gekommen.

Weitere Einzelheiten zu dem Einsatz wurden nicht bekannt. Die Aktivitäten der im Feldlager Kundus stationierten Task Force 47 unterliegen großer Geheimhaltung. Zu den Aufgaben der Sondereinheit gehört die gezielte Festnahme der Führungsriege der Aufständischen, ihre rund Soldaten rekrutieren sich vor allem aus der Bundeswehr-Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK). Anders als US-Spezialeinheiten geht die Task Force 47 nach Angaben der Bundesregierung aber nicht mit gezielten Tötungen gegen die Taliban-Führung vor.

Roschan gilt den Angaben zufolge als hochrangiges Führungsmitglied der Taliban im Raum Kundus mit engen Verbindungen zur Talibanführung im benachbarten Pakistan. Der Anführer soll in zahlreiche Anschläge gegen die NATO-Truppe ISAF und die afghanische Staatsgewalt verwickelt sein. Außerdem werde er mit "zahlreichen sonstigen kriminellen Aktivitäten" im Raum Kundus seit Mitte des Jahres 2009 in Verbindung gebracht, teilte die Bundeswehr mit.

Nach ISAF-Angaben war Roschan stellvertretender "Schattengouverneur" der Taliban für Kundus und habe sich in der Provinz als "unrechtmäßiger Richter" betätigt. Nach dem Sturz durch eine von den USA geführte internationale Koalition Ende 2001 hatten die Taliban in den Stammesgebieten im benachbarten Pakistan Zuflucht gesucht, viele Kämpfer sickerten in den folgenden Jahren über die unkontrollierte Grenze zurück nach Afghanistan. Mittlerweile haben die Taliban in vielen afghanischen Regionen parallele Strukturen zu den staatlichen Stellen aufgebaut. Im Kampf gegen Aufständische sind landesweit 150.000 ausländische Soldaten im Einsatz.

Unterdessen nahm die Zahl der Beschwerden über Unregelmäßigkeiten bei den Parlamentswahlen in Afghanistan am vergangenen Samstag weiter zu. Wie die Wahlbeschwerdekommission (ECC) am Mittwoch in Kabul mitteilte, gingen allein über Vorfälle während der Wahlen mehr als 2000 Beschwerden ein. Zu Vorfällen während des Wahlkampfes hatte die Kommission zudem 1700 Beschwerden erhalten.

Die Frist für Beschwerden über Unregelmäßigkeiten am Wahltag war am Dienstag abgelaufen. Über mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung nimmt die Kommission allerdings auch in den kommenden Wochen Beschwerden an. Das Endergebnis soll Ende Oktober verkündet werden. Nach amtlichen Angaben beteiligten sich rund 4,3 Millionen Afghanen an dem Urnengang.

(AFP/sdr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort