Sprengsätze in der Luftpost Bundesregierung stoppt Fracht aus Jemen

Berlin (RPO). Zwei Luftpostsendungen aus dem Jemen, vollgepackt mit hochexplosivem Material - und eine der verdächtigen Bomben war in Deutschland - sie wurde auf dem Flughafen Köln-Bonn umgeladen, wie Innenminister Thomas de Maizière (CDU) nun offiziell bestätigte. Wie Großbritannien und Frankreich stoppte Deutschland die Luftfracht aus dem Jemen, die Kontrollen sollen schärfer werden. Unterdessen wurden mehrere Verdächtige im Jemen festgenommen, sie sollen die Absender der Paketbomben sein. Inzwischen gibt es allerdings erste Zweifel an der Schuld der Verdächtigten.

Oktober 2010: Terroralarm an Flughäfen in USA und Großbritannien
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Das Luftfahrtbundesamt hat alle Luftfahrtunternehmen, Expressdienstleister und andere Firmen angewiesen, lagernde und ankommende Fracht aus dem arabischen Land bis auf weiteres streng zu kontrollieren. Dies gelte insbesondere für Transit- und Transferfracht sowie für Fracht, die auf dem Straßen- oder Schienenverkehr weitertransportiert wird, wie das Bundesverkehrsministerium am späten Samstagabend mitteilte. Damit reagierte die Politik auf die Angaben der britischen Polizei, wonach eines der verdächtigen Pakete in die USA und nach Großbritannien auf dem Flughafen Köln-Bonn umgeladen worden. Die am Freitag in London und Dubai sichergestellten Paketbomben wurden aus dem Jemen abgesandt und waren an Synagogen im Großraum Chicago adressiert.

Frau und Mutter festgenommen

Die jemenitischen Sicherheitsbehörden haben unterdessen eine Verdächtige sowie deren Mutter festgenommen. Die junge Frau stehe im Verdacht, die Pakete aufgegeben zu haben. Die heiße Spur: Die Ermittler entdeckten die Handy-Nummer der jungen Frau auf den Paketscheinen. Sie umstellten daraufhin ihr Haus in einem Vorort der Hauptstadt Sanaa und nahmen sie gemeinsam mit ihrer Mutter fest. Laut einem Sicherheitsvertreter studiert die junge Frau an der Universität von Sanaa Medizin. Ihr Vater sei Erdöl-Ingenieur.

Erste Zweifel an der Schuld

Inzwischen hat allerdings eine Menschenrechtsorganisation im Jemen die Schuld der jungen Frau angezweifelt. Er glaube nicht an die offiziellen Angaben, wonach die Verdächtige ihre Handy-Nummer auf den Paketscheinen hinterlassen habe, erklärte Abdel Rahmane Barmane von der Organisation Hood am Sonntag. "Wir wissen genau, dass El Kaida niemals Spuren hinterläßt." Als möglicher Drahtzieher des Anschlagsversuchs wird der Arm des Terrornetzwerkes El Kaida auf der Arabischen Halbinsel vermutet.

Barmane forderte einen Anwalt für die junge Frau sowie Zugang für ihre Familie. Er gab an, dass nach seinen Informationen am Samstag "alle Mitarbeiter" der US-Transportgesellschaften UPS und Fedex im Jemen festgenommen und befragt wurden. Er wisse jedoch nicht, ob sie inzwischen wieder freigelassen worden seien.

Die Sprengsätze waren nach Angaben der Behörden in Washington, London und Dubai in Tintenkartuschen von Druckern versteckt. Sie enthielten den hochexplosiven Sprengstoff PETN, der unter anderem auch an Weihnachten bei einem vereitelten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug verwendet worden war. Der Sprengsatz warb demnach mit einem Schaltkreis versehen, der mit einer im Drucker versteckten Handykarte verbunden war.

Sprengsatz sollte an Bord explodieren

Der britische Premierminister David Cameron sagte während eines Treffens mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf seinem Landsitz nahe London, die in der Maschine in East Midlands gefundene Bombe sei nach bisherigen Erkenntnissen so "konstruiert", dass sie noch an Bord explodieren sollte. Der Polizeichef von Dubai ging davon aus, dass auch der zweite Sprengsatz noch im Flugzeug detonieren sollte.

USA verschärfen Sicherheitsvorkehrungen

Nach dem Fund verschärften die USA erneut ihre Sicherheitsvorkehrungen. US-Präsident Barack Obama sagte, von den beiden Paketen sei eine "glaubwürdige terroristische Bedrohung" ausgegangen. Er dankte Saudi-Arabien für den offenbar entscheidenden Hinweis, der zur Entdeckung der Bomben führte. Nach den Worten von Heimatschutzministerin Janet Napolitano trägt das Komplott die Handschrift der El Kaida auf der Arabischen Halbinseln (AQAP); als deren Hochburg gilt der Jemen. Dort beschlagnahmten die Sicherheitsbehörden 26 weitere verdächtige Pakete und nahmen mehrere Mitarbeiter von Luftfrachtgesellschaften und der Frachtabteilung des internationalen Flughafens Sanaa fest, um sie zu vernehmen.

In den vergangenen Jahren waren die Sicherheitsvorkehrungen im Passagierverkehr erheblich verschärft worden - die Ladungen in Frachtflugzeugen wurde bisher jedoch viel weniger scharf untersucht. Erste Konsequenzen wurden bereits gezogen. Die betroffenen Frachtfirmen UPS und FedEx werden ihre Dienste aus dem Jemen einstellen. Nachdem zudem bekannt wurde, dass eines der präparierten Pakete auf dem Flughafen Köln umgeladen worden ist, stoppte das Bundesinnenministerium alle Luftfracht aus dem Jemen.

(AP/AFP)
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