Nach Brückeneinsturz in Genua Italien droht mit Verstaatlichung von Autobahnen

Genua/Mailand · Nach dem Brückeneinsturz von Genua ist die Aktie der italienischen Infrastruktur-Gruppe Atlantia an der Börse in Mailand abgestürzt. Die italienische Regierung hatte zuvor gedroht, Autobahnen im Land künftig zu verstaatlichen.

 Die Morandi-Brücke war während eines schweren Unwetters auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürzt.

Die Morandi-Brücke war während eines schweren Unwetters auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürzt.

Foto: dpa/Luca Zennaro

Nach dem Brückeneinsturz in Genua hat Italiens Vize-Ministerpräsident Luigi di Maio mit einer Verstaatlichung der Autobahnen gedroht. Wenn die Betreiber der Autobahnen nicht in der Lage seien, ihre Aufgabe richtig zu erfüllen, dann müsse der Staat die Autobahnen übernehmen, sagte di Maio am Donnerstag im Rundfunk. Die Betreiber der Autobahnen hätten mehr in die Sicherheit investieren sollen als sich über die Dividenden Gedanken zu machen, sagte di Maio.

Die italienische Regierung machte bereits am Vortag den Autobahn-Betreiber für den Brückeneinsturz verantwortlich und will ihm die Lizenz entziehen. Das Unternehmen habe Milliarden Euro an Maut eingenommen, das Geld aber nicht wie vorgesehen eingesetzt, kritisierte Innenminister Matteo Salvini.

Die Firma Autostrade per l'Italia, der wichtigste Betreiber der italienischen Autobahnen, wies den Vorwurf zurück. Die aus den 1960er Jahren stammende Brücke sei gemäß den gesetzlichen Vorgaben alle drei Monate kontrolliert worden, erklärte das Unternehmen.

Die politischen Pläne lösten Reaktionen in der Wirtschaft aus: Die Aktie der Dachgesellschaft von Autostrade per l'Italia, Atlantia, war im Mailänder Handel am Donnerstag zunächst so volatil, dass kein klarer Preis ausgegeben werden konnte.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa lag der theoretische Absturz der Aktie verglichen mit dem Schlusskurs vom Dienstag - 23,54 Euro - bei 21,4 Prozent. Gemäß den Börsenregelungen wird der Handel ausgesetzt, wenn eine Aktie mehr als zehn Prozent an Wert einbüßt oder gewinnt.

Am Dienstagmittag war während eines schweren Unwetters der Polcevera-Viadukt - auch Morandi-Brücke genannt - auf der Autobahn 10 in mehr als 40 Metern Höhe auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürzt.

(mba/AFP/rtr)
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