Auch Sinn Fein distanziert sich Brown besucht Anschlagsort in Nordirland

Belfast (RPO). Der britische Premierminister Gordon Brown hat am Montag den Ort besucht, an dem zwei britische Soldaten von Kämpfern einer IRA-Splittergruppe getötet wurden. Unterdessen hat sich auch die IRA-nahe Partei Sinn Fein deutlich von dem Anschlag distanziert.

 Großbritanniens Premierminister Gordon Brown erreicht die Armee-Basis, bei der der Anschlag verübt wurde.

Großbritanniens Premierminister Gordon Brown erreicht die Armee-Basis, bei der der Anschlag verübt wurde.

Foto: AFP, AFP

"Was die Menschen in Nordirland gemeinsam aufbauen, [...] sollte niemand, kein Mörder, kein Terrorist zerstören dürfen", sagte Brown. Die beiden Attentäter, die am Samstag vor der Massereene-Kaserne westlich von Belfast zwei Soldaten erschossen und vier weitere Menschen verletzten, sowie der Fahrer des Fluchtwagens müssten so schnell wie möglich festgenommen und vor Gericht gestellt werden, forderte Brown.

In dem Anschlag, zu dem sich eine Splittergruppe der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) bekannte, sieht der britische Regierungschef den verzweifelten Versuch, die Belfaster Allparteienregierung zu untergraben, der sowohl Protestanten als auch Katholiken angehören. "Dieser Anschlag wurde nicht etwa verübt, weil der Friedensprozess gescheitert wäre", sagte Brown, sondern vielmehr wegen des Erfolgs des Friedensprozesses.

Der Kommandeur der in Nordirland stationierten britischen Truppen, George Norton, sagte, die Soldaten seien erschüttert und wütend über den Anschlag. Sie wollten sich aber weiter auf ihre eigentliche Aufgabe - die Vorbereitung für den Einsatz in Afghanistan - konzentrieren. Auch die beiden getöteten Soldaten, ein 21-Jähriger aus London und ein 23-Jähriger aus Birmingham, hätten am Sonntag nach Afghanistan aufbrechen sollen.

Auch Sinn Fein distanziert sich

Die beiden Soldaten wurden erschossen, als sie am Samstagabend eine Pizza-Lieferung entgegennehmen wollten. Zwei weitere Soldaten sowie die beiden Mitarbeiter des Pizza-Services wurden verletzt. Ihr Zustand wurde am Montag als ernst, aber stabil beschrieben.

Der irischen "Sunday Tribune" zufolge bekannte sich die Splittergruppe Wahre IRA zu dem Anschlag. Die Chefreporterin der Zeitung in Nordirland, Suzanne Breen, sagte, anhand eines Codewortes sei sichergestellt, dass es sich bei dem anonymen Anrufer tatsächlich um einen Sprecher der Gruppierung gehandelt habe. Der Anrufer habe die Schüsse auf die Soldaten verteidigt und die Mitarbeiter des Pizza-Services als "Kollaborateure der britischen Herrschaft über Irland" bezeichnet.

Die Wahre IRA hat die 1997 verkündete Waffenruhe der IRA nie akzeptiert. Sie zeichnete verantwortlich für den tödlichsten Terroranschlag in Nordirland überhaupt. Dabei kamen im August 1998 in Omagh 29 Menschen ums Leben, überwiegend Frauen und Kinder. Das Attentat vom Samstagabend war der erste tödliche Anschlag auf britische Soldaten in Nordirland seit zwölf Jahren.

Politiker aller Couleur in Nordirland, Irland und Großbritannien verurteilten die Tat. Sinn-Fein-Chef Gerry Adams, dessen Partei der IRA nahe steht, bekräftigte am Montagmorgen in einem BBC-Interview, dass es für solche Aktionen keine öffentliche Unterstützung mehr gebe. Sinn Fein ist mit ihrem Vizechef Martin McGuinness inzwischen in der nordirischen Allparteienregierung vertreten, die nach dem sogenannten Karfreitagsabkommen von 1998 eingesetzt wurde.

(AP)
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