London will Entführten schützen IS-Terror: Britische Geisel half in den Krisenregionen der Welt

London · Zwei US-Journalisten hat die Terrormiliz IS enthauptet, nun droht sie mit der Ermordung eines britischen Bürgers. Großbritannien will sich davon nicht einschüchtern lassen und alle Möglichkeiten prüfen, um die Geisel zu schützen. Den Mann, der jahrelang als humanitärer Helfer in der Welt tätig war.

Chronologie des Aufstiegs des IS im Irak
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Foto: afp, FC

Am Ende des Videos, dass die Enthauptung des US-Journalisten Steven Sotloff zeigt, droht ein IS-Terrorist mit der Ermordung von David Cawthone Haines, sollten die Luftschläge gegen seine Organisation im Irak nicht beendet werden. Genauso, wie sie mit dem Tod Sotloffs gedroht hatten, als der US-Journalist James Foley enthauptet wurde. Entsprechend groß ist die Sorge in Großbritannien, dass Haines das nächste Opfer der Terrormiliz sein könnte.

Einschüchtern lassen will sich die britische Regierung aber nicht von der Drohung, wie Premier David Cameron am Mittwoch im Parlament sagte. "Wenn sie denken, dass wir angesichts der Drohung schwach werden, dann irren sie sich", sagte er. Großbritannien wolle seine Strategie nicht davon beeinflussen lassen, auch eine Beteiligung an den Luftschlägen der USA sei nicht ausgeschlossen. Zudem werde man alle Möglichkeiten prüfen, um die britische Geisel zu schützen.

Humanitärer Helfer in Kroatien, Syrien und Sudan

Entsprechend geben sich sowohl die Regierung als auch die Familie Haines zurückhaltend in Bezug auf die Details der Entführung. Bekannt geworden ist aber inzwischen, dass der Brite seit Jahren als humanitärer Helfer in der Welt unterwegs war. Und so fragen sich Freunde des Mannes auch, warum die IS-Terroristen ausgerechnet mit seiner Ermordung drohen, schließlich habe er insbesondere auch Muslime auf dem Balkan unterstützt, ein neues Leben aufzubauen, wie der britische Telegraph schreibt.

Zwischen 1999 und 2004 arbeitete der 44-Jährige, der zwei Töchter hat, für eine Hilfsorganisation, die half, Kommunen in Kroatien wiederaufzubauen, die durch den Jugoslawien-Krieg zerstört worden waren, wie die Zeitung berichtet. Ein ehemaliger Kollege erzählte dem Blatt: "Wir haben Häuser gebaut, Schulen wiederaufgebaut, die durch die Kämpfe zerstört worden waren. Er hat allen geholfen — Serben, Kroaten und Muslimen. Er war zu allen fair und wollte ihr Leben verbessern." Entsprechend überrascht sei er gewesen, dass die IS ausgerechnet einen Mann entführt habe, der sich für Muslime eingesetzt und hart dafür gearbeitet habe, ihnen zu helfen.

Der frühere Kollege beschreibt Haines als einen wahren schottischen Charakter, der nicht an Bürokratie glaubte, sondern lieber von Haus zu Haus ging und die Menschen fragte, ob sie denn etwas benötigten. Auch wenn er diese Arbeit schon vor zehn Jahren beendet habe, so sprächen die Menschen vor Ort noch immer von ihm.

Vater zweier Töchter

Es war nicht die einzige humanitäre Mission, an der sich der Brite, der laut der britischen "Daily Mail" zwölf Jahre lang beim Militär war, beteiligt hatte. Er war im Südsudan, er war in Syrien. Und dort wurde er auch im März 2013 nahe eines Flüchtlingscamps an der türkischen Grenze entführt. Tiffany Easthon, Regionalleiterin der Nichtregierungsorganisation Nonviolent Peaceforce im Südsudan, beschreibt ihn als einen Mann, der hart arbeitete, sich kümmerte und einen guten Sinn für Humor hatte.

"Als er seine Karriere beim Militär beendet hatte, entschied er, dass er weiterhin etwas beisteuern wolle und so tat er es, in dem er mit Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeitete", zitiert die Zeitung sie.

Haines, der in zweiter Ehe mit einer Kroatin verheiratet ist, wuchs in Schottland auf. Er hat eine Tochter im Grundschulalter und eine aus erster Ehe im Teenager-Alter, schreibt der "Telegraph". Für seine große Tochter jedenfalls ist er ein Held, wie die "Daily Mail" schreibt. Die Zeitung zitiert aus einem Online-Post des Mädchens, in dem sie auch schreibt: "Ich vermisse meinen Vater. Ich würde alles dafür tun, damit mein Papa nach Hause kommt."

(das)
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