Umstrittener Kandidat fürs Oberste Gericht 302 Festnahmen bei Protest gegen Kavanaugh

Washington · Nach einer Kundgebung vor dem Kapitol in Washington gegen die Nominierung von Brett Kavanaugh wurden Hunderte Demonstranten festgenommen. Sie hatten den Protest gegen Trumps Wunschkandidaten fürs Oberste Gericht im Senat fortgesetzt.

In Bürogebäuden des US-Senats in Washington sind 302 Demonstranten festgenommen worden, die gegen die Nominierung von Brett Kavanaugh zum Obersten Richter des Landes protestierten. Die Festgenommenen hätten illegal in den Räumen des Senats demonstriert, teilte die Polizei des Kapitols mit. Auch die Schauspielerin Amy Schumer und das Model Emily Ratajkowski sind offenbar unter den Hunderten, die in Gewahrsam genommen wurden.

Tausende Menschen hatten zuvor in Washington gegen die mögliche Ernennung des wegen mutmaßlicher sexueller Angriffe umstrittenen Juristen Brett Kavanaugh zum obersten US-Richter demonstriert. "Glaubt den Überlebenden" und "Verratet nicht die Frauen, stimmt mit Nein", forderten die Teilnehmer der Kundgebung auf Plakaten. Zu der Demonstration vor dem Sitz des Obersten Gerichts hatten feministische Organisationen und Bürgerrechtsverbände aufgerufen.

Mehrere Frauen werfen dem Juristen sexuelle Übergriffe während dessen High-School- und Studienzeit vor, darunter die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford. Aus mehreren Bundesstaaten reisten Opfer von sexueller Gewalt nach Washington, um den Senatoren von ihren Erlebnissen zu berichten. Zugleich wollten sie die Abgeordneten drängen, gegen den Richterkandidaten zu stimmen.

Unterdessen verkündete der republikanische Chef des Justizausschusses des Senats, Chuck Grassley, dass die neuerlichen Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI keinen Hinweis auf sexuelle Übergriffe durch Kavanaugh ergeben hätten. Nun sei es Zeit, über Kavanaugh abzustimmen. Das letzte Wort bei der Ernennung des Wunschkandidaten von US-Präsident Donald Trump hat der Senat, in dem die Republikaner nur über eine hauchdünne Mehrheit verfügen. "Richter Kavanaugh sollte am Samstag bestätigt werden", sagte Grassley.

Die Senatoren sichteten vor der geplanten Abstimmung über Kavanaugh derweil den FBI-Bericht über die Anschuldigungen gegen den Juristen. Einige Senatoren sind noch unentschieden, ob sie Kavanaughs Berufung an den Obersten Gerichtshof des Landes bestätigen sollen.

Der Kandidat für den vakanten Posten am Obersten US-Gerichtshof hat unterdessen sein Verhalten vor dem Ausschuss bedauert. Kavanaugh räumte ein, sein Ton in der Debatte über ihm vorgeworfenes sexuelles Fehlverhalten sei falsch gewesen. Er sei bei einer Anhörung vor dem Justizausschuss des Senats möglicherweise „zu emotional“ gewesen, schrieb er in der Zeitung „Wall Street Journal“. Er wisse, sein Ton sei scharf gewesen und er habe „einige Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen“. Trotzdem könne man sich auf sein Urteil als Richter verlassen.

Am Freitagmorgen um 10.30 Uhr Ortszeit in Washington (16.30 Uhr MESZ) werden die Senatoren zuerst zur Frage abstimmen, ob sie ihre Debatte über Kavanaugh begrenzen und das Bestätigungsprozedere fortsetzen sollen. Ein abschließendes Votum könnte dann am Samstag folgen

(juju/dpa)
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