Islamistische Miliz Boko Haram zerstört bei Offensive 16 Dörfer in Nord-Nigeria

Kano · Bei einer Offensive im Nordosten Nigerias hat die islamistische Miliz Boko Haram Geländegewinne erzielt und 16 Ortschaften vollständig zerstört. Örtliche Behörden berichteten am Freitag von zahlreichen Opfern, ohne konkrete Zahlen zu nennen. In dem Gebiet setzte eine Massenflucht ein.

 Am Freitagmorgen war bereits bekannt geworden, dass die Terroristen eine ganze Kleinstadt niedergebrannt hätten.

Am Freitagmorgen war bereits bekannt geworden, dass die Terroristen eine ganze Kleinstadt niedergebrannt hätten.

Foto: afp, sd

Die Ortschaften im Bundesstaat Borno, darunter das wichtige Handelszentrum Baga, seien bereits am Mittwoch niedergebrannt worden, sagte der Behördenvertreter Musa Bukar. Im Buschland lägen Leichen, aber deren Bergung wäre angesichts der Präsenz bewaffneter Islamisten "unvorsichtig", fügte Bukar hinzu. Boko Haram kontrolliert nach der Offensive die Grenzen zum Tschad, zu Niger und zu Kamerun. Baga hat zudem eine hohe symbolische Bedeutung. Denn der Ort ist Stützpunkt der multinationalen Truppe mit Soldaten aus Nigeria, Niger und dem Tschad. Zum Zeitpunkt des Angriffs waren allerdings nur nigerianische Truppen in Baga.

Mehr als 20.000 Menschen flüchteten den Behörden zufolge aus Baga und den anderen Orten in ein Camp in Bornos Hauptstadt Maiduguri. Rund 560 Menschen seien auf eine Insel im Tschad-See geflohen, wo sie ohne Lebensmittelversorgung seien. "Einige sterben an Hunger, an Kälte und an Malaria." Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf mitteilte, trafen in den vergangenen zehn Tagen etwa 7300 zusätzliche Flüchtlinge aus dem Gebiet um Baga im Nachbarland Tschad ein. Die tschadische Regierung habe Hilfsorganisationen um Unterstützung gebeten.

UNHCR-Sprecher Adrian Edwards sagte, der Konflikt im Nordosten Nigerias habe zum Exodus von 135.000 Menschen geführt. Mehr als 35.000 von ihnen befinden sich demnach in Kamerun und mehr als 10.000 im Tschad. Mindestens 850.000 weitere seien zu Binnenflüchtlingen in den nigerianischen Bundesstaaten Adamawa, Borno und Jobe geworden. Der nigerianische Staatschef Goodluck Jonathan will sich bei einer Präsidentschaftswahl im Februar um eine weitere Amtszeit bewerben. Jonathans Herausforderer bei der Wahl ist der ehemalige Militärmachthaber Muhammadu Buhari. Er tritt für das größte Oppositionsbündnis APC an und versprach, Boko Haram den Garaus machen. Buhari stand 20 Monate lang an der Spitze einer Militärjunta, die Nigeria von 1983 bis 1985 mit harter Hand regierte.

Jonathan wurde von seiner Partei PDP erneut für die Wahl aufgestellt. Angesicht der derzeitigen Lage ist allerdings fraglich, ob die für den 14. Februar angesetzte Präsidentschaftswahl stattfinden kann. Boko Haram kämpft im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamischen Staat. Bei Angriffen und Anschlägen der Gruppe auf Sicherheitskräfte, Behörden, Schulen und Kirchen sowie den Einsätzen der Sicherheitskräfte gegen Boko Haram wurden seit dem Jahr 2009 mehr als 13.000 Menschen getötet.

(AFP)
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