Eberhard Robert Nitsch Deutscher nach einem halben Jahr aus Boko-Haram-Geiselhaft befreit

Berlin · Nach sechs Monaten Geiselhaft ist ein Deutscher von den kamerunischen Streitkräften aus den Fängen der islamistischen Terrororganisation Boko Haram befreit worden. Der im vergangenen Juli in Nigeria entführte Eberhard Robert Nitsch sei beim Einsatz einer Spezialeinheit in Sicherheit gebracht worden, teilte Kameruns Staatschef Paul Biya am Mittwoch mit.

 "Ich wusste nicht, ob ich überleben würde", sagte Eberhard Robert Nitsch (Mitte) nach seiner Ankunft am Flughafen Jaunde vor Journalisten.

"Ich wusste nicht, ob ich überleben würde", sagte Eberhard Robert Nitsch (Mitte) nach seiner Ankunft am Flughafen Jaunde vor Journalisten.

Foto: dpa, wst

Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte, der Deutsche sei inzwischen in Jaunde, der Hauptstadt des westafrikanischen Landes. "Ich wusste nicht, ob ich überleben würde", sagte Nitsch nach der Ankunft in einer Militärmaschine am Flughafen Jaunde vor Journalisten. "Es war komplett dunkel, wo ich gefangen gehalten wurde", sagte der sichtlich ausgemergelt und erschöpft wirkende Mann. Niemand habe mit ihm kommuniziert. Er habe während der Gefangenschaft 50 Kilo verloren. "Unter diesen Bedingungen kann man nicht wissen, ob man überleben wird."

Nitsch war im Juli im Nordosten Nigerias von Boko Haram verschleppt worden. Der Lehrer leitete in Gombe im Bundesstaat Adamawa ein Berufsbildungszentrum. Der "Augsburger Allgemeinen" zufolge war der 69-Jährige aus dem bayerischen Kaufbeuren früher als Ausbilder bei der Bundeswehr tätig. Strenge Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen ließen es nicht zu, Details über seine Befreiung zu erfahren. Auch die kamerunischen Behörden gaben keine Einzelheiten preis - noch nicht einmal, ob er im Nachbarland Nigeria oder in Kamerun befreit wurde.

Der deutsche Botschafter in Kamerun, Klaus-Ludwig Keferstein, sagte, er werde medizinisch untersucht, bevor er nach Deutschland zurückgeflogen werden könne. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte auf die Frage nach dem Gesundheitszustand des Deutschen: "Ich vermute, dass es dem Mann den Umständen entsprechend gut geht." Kameruns Staatschef Biya begrüßte das "Happy End" und dankte allen, die zur Befreiung beigetragen hätten, insbesondere auch der Bundesregierung.

Kamerun hat in dem Gebiet bereits in der Vergangenheit die Befreiung ausländischer Geiseln erreicht. Im Oktober kamen nach Bemühungen Jaundes zehn seit Mai verschleppte Chinesen frei. Nach der Entführung von Nitsch hatte der Anführer der brutalen Terrorgruppe, Abubakar Shekau, in einer Videobotschaft gedroht, den Deutschen zu töten. Im Oktober hatten Bewaffnete in Nigeria einen deutschen Mitarbeiter der Baufirma Julius Berger entführt. Dieser kam nach rund einer Woche wieder frei. Ob ein Lösegeld gezahlt wurde, blieb unklar.

Ein weiterer Deutscher, der für einen Subunternehmer von Berger arbeitete, wurde bei der Entführung erschossen. Boko Haram terrorisiert den Nordosten Nigerias mit Attentaten und Angriffen auf die Zivilbevölkerung. Schätzungen zufolge sind dabei seit 2009 mehr als 15 000 Menschen getötet worden, mehr als eine Million Menschen sind vor der Gewalt geflohen. Die Gruppe will im Nordosten Nigerias und in den angrenzenden Gebieten Kameruns und des Tschads einen sogenannten Gottesstaat mit strikter islamischer Gesetzgebung errichten.

(dpa)
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