Der Kurdenkonflikt in der Türkei Blutiger Kampf um Freiheit mit 45.000 Toten

Istanbul · Nach fast 30 Jahren steuert der Kurdenkonflikt in der Türkei nun auf ein friedliches Ende zu. Der inhaftierte kurdische Rebellenchef Abdullah Öcalan verkündete am Donnerstag einen Waffenstillstand.

Der Kurdenkonflikt in der Türkei
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Foto: dpa, n m adp

Im Grundsatz sind sich Öcalan und Vertreter des türkischen Staates zum ersten Mal seit dem Beginn der Kämpfe 1984 darüber einig, den Konflikt - das schwerwiegendste innenpolitische Problem der Türkei - ohne Gewalt und mit Hilfe politischer Schritte zu lösen.

Als Öcalans verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Jahr 1984 den bewaffneten Kampf gegen Ankara aufnahm, war das Verhältnis zwischen den Kurden und dem türkischen Staat bereits belastet.

Kampf gegen Rückständigkeit

Schon in den 1920er Jahren hatte die damals noch junge türkische Republik einen Kurdenaufstand niedergeschlagen. Auch waren die Militärs nach dem Putsch von 1980 brutal gegen Kurdenaktivisten vorgegangen.

Der PKK ging es bei der Ursprungsforderung nach einem eigenen Kurdenstaat unter anderem auch um den Kampf gegen die soziale Rückständigkeit des Kurdengebietes, das teilweise von Ankara-treuen Großgrundbesitzern und Clanchefs beherrscht wurde.

Seperatistischer Terror

Politiker und Militärs in Ankara werteten die PKK-Aktionen ausschließlich als separatistischen Terror und antworteten mit Repression. Eine ganze Generation von Kurden wuchs unter dem Kriegsrecht auf, das erst 2002 aufgehoben wurde. Öcalan wurde 1999 gefasst und sitzt seitdem in Haft.

Angesichts der Gewaltspirale mit bis heute mehr als 45.000 Toten wuchs auf beiden Seiten langsam die Erkenntnis, dass der Konflikt mit militärischen Mitteln nicht zu lösen sein würde.

Erdogan gibt "Kurdenproblem" zu

Als erster türkischer Regierungschef sprach Recep Tayyip Erdogan im Jahr 2005 offiziell von einem "Kurdenproblem" - vorher war immer nur von einem "Terrorproblem" die Rede gewesen. Erste Verhandlungen zwischen dem türkischen Staat und der Regierung wurden im Jahr 2011 ergebnislos abgebrochen.

Seit Ende des vergangenen Jahres verhandelte Öcalan mit Vertretern des türkischen Geheimdienstes über Wege zur Beilegung des Konflikts. Am Donnerstag, zum kurdischen Neujahrsfest, verkündete er schließlich eine Waffenruhe und rief die PKK-Kämpfer auf, die Türkei zu verlassen.

Der Gewaltverzicht der PKK soll mit der verfassungsrechtlich verankerten Garantie der politischen und sozialen Rechte der Kurden belohnt werden.

(AFP/nbe/das)
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